Overlanders Paradies

Die letzte Zeit bin ich nicht wirklich viel vorangekommen, das sollte sich jetzt ändern. Erst ging es direkt gen Norden Richtung Ciudad Valles, wo ich mir die kristallklaren Wasserfälle vom Rio Valles anschaute. Hier war die Landschaft noch mal so richtig tropisch grün. Aber kaum in den etwas höheren Lagen wieder angekommen, wurde es schnell wieder sehr karg und die Straße führte einfach nur gerade aus. Hunderte Kilometer lang gab es, außer ein paar staubigen Dörfern, nicht viel Abwechslung. Kurz vor dem Bundesstaat Durango wurde es dann wieder besser, mit dem Nationalpark" Sierra de Organos". Kräftige Regenfälle hatten den Boden ganz schön aufgeweicht und der rote Lehm schmierte meine Reifen so zu, dass ich nur mit viel Glück nicht stecken blieb auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz.

Am nächsten Morgen war der Weg wieder abgetrocknet und ich konnte ohne Probleme weiter. Im Park selbst legte ich viele Kilometer zu Fuß zurück und konnte sogar eine schöne Route, wo man eine Fledermaus Höhle durchqueren und etwas Klettern musste, alleine laufen, da ich wohl nicht richtig verstanden hatte, dass diese nur mit einem Guide erlaubt sei ;-) Aber auch den Hinweis, dass ich die Wege nicht verlassen sollte und ich nichts töten solle, gab man mir auf den Weg, was mir auch wirklich schwerfiel.

Auf einer Höhe von 2500m- 2800m ging es durch viele Kiefernwälder weiter Richtung Küste. In diesem wenig besiedelten Teil Mexikos, war es auch nicht mehr schwer einen Übernachtungsplatz zu finden. Bevor es zur Küste ging, wurden die Berge noch mal so richtig schön und eine Straße mit endlosen Kurven führte entlang der Berge bis in das Tiefland vor Mazatlan.

Mazatlan selber war dann wieder richtig heiß und vor allem laut. Eigentlich sind die Städte so schon laut, aber hier mit dem vielen Schwerlastverkehr und dem Bikerweekend war es echt etwas zu viel. Im Fährhafen teilte man mir dann mit, dass eine Fähre defekt sei und die andere entsprechend ausgebucht für die nächsten Tage. Aber mit etwas Glück gäbe es am Folgetag noch ein Plätzchen. Nach einer Nacht auf dem Walmart Parkplatz erschien ich pünktlich um zehn Uhr im Hafen um zu erfahren, dass es keinen Platz gab. Eine etwas größere Chance auf einen Platz, sollte es im 450 km entfernten Topolobambo geben.

Sogleich machte ich mich auf den Weg. Nach einigen Stunden langweiliger Fahrt bekam ich nach etwas betteln tatsächlich noch einen Platz, nur leider auf der Fähre, die auch Passagiere befördert. Das bedeutete es wurde teuer und ich durfte bei der Überfahrt nicht im Fahrzeug bleiben, was bei der Cargofähre kein Problem gewesen wäre. Aber auch die Nacht im Schlafsessel ging irgendwann vorbei. Dank meiner Ohrstöpsel waren die Gespräche und Handyvideos, an denen sich sonst hier niemand zu stören schien, erträglich. Das Entladen in La Paz, auf der Baja California, dauerte dann auch wieder eine ganz Zeit, bevor ich endlich in die Stadt rollen konnte.

Das Erscheinungsbild und das Preisniveau zeigten einem unverständlich, dass hier sehr viele Touristen aus den USA und Kanada ihre Ferien verbrachten. Es war wieder Zeit das Rad etwas zu bewegen und so erkundete ich ein paar Straßen um die Stadt. Kakteen, Berge und schöne Strände gab es zur Genüge. Aber mit dem Rad waren solche Aktivitäten besser vormittags zu erledigen, nachmittags war die Sonne kaum erträglich.

Ich folgte dem Tipp eines Freundes, der sich schon über zwei Jahre mit seinem Camper hier herumtreibt und fuhr zu einem Strand. Dort war wirklich "die Hölle los", aber mehr im Wasser als am Strand. Immer wieder begann das Meer "zu kochen", wenn die großen Fische sich über die Schwärme kleiner Fische hermachten, dazu kamen dann noch hunderte Pelikane, die an dem Festmahl teilnahmen. Das ging so den ganzen Tag und startete wieder vor Sonnenaufgang und das alles direkt vor meinem Übernachtungsplatz. Auch beim Schnorcheln sah ich die Fischschwärme, aber auch allerhand andere bunte Fische, Rochen, Oktopus, Langusten usw. Bei so viel Fisch musste ich natürlich auch mal die Angel auswerfen und das Glück ließ nicht lange auf sich warten.

Wieder vorbei an La Paz endete der Asphalt bald und führte als Piste weiter. Nur noch ein paar Fischerhütten waren zu sehen und immer wieder herrliche Ausblicke von den farbigen Bergen hinunter zum Meer, in dem man auch von weit oben Fische springen sah. Steil und mit großen Steinen war die Piste hier nur mit genug Bodenfreiheit und Allrad zu befahren, dementsprechend waren mir nachmittags nur noch zwei Fahrzeuge entgegengekommen. An einem einsamen Strand zwischen den Bergen "La Bahia de los Colores" wollte ich übernachten. Genau die Idee hatte auch ein Paar aus den USA, die mit ihrem Geländewagen an Strand standen. Da der Strand groß genug war, wollte ich an das andere Ende fahren, blieb dann aber sogleich unter neugierigen Blicken im weichen Sand stecken. Jetzt war mir klar, weshalb sie so nahe an den Felsen standen. Es half nichts, die Luft musste etwas abgelassen werden. Unter Beobachtung lies ich Luft aus den Reifen, entfernt den Sandkeil vor den Rädern und schon ging es weiter an das andere Ende vom Strand. Jetzt konnte ich zu einem Plausch zu den Nachbarn gehen.

Baja California "La Bahia de los Colores"- Mexiko 20.04.2023 - Tag 156 der Reise Kilometer mit dem Rad: 2435 km Mit dem Auto: 9989 km