Mit Vollgas nach Tunesien

Das nächste Etappenziel nach El Menia lautet Ghardaia. Obwohl wir uns noch tief in der Sahara befinden, wird die Infrastruktur zusehends besser und die Dichte der Ortschaften, bzw. der Oasen nimmt zu. Auch Ghardaia ist von riesigen Palmenhainen umgeben. Die Siedlungen im Tal des Wadi (Oued) M´Zab sind UNESCO Weltkulturerbe und mit ihren Altstädten sehenswert. Bewohnt werden sie von den berberstämmigen Mozambiten, die hier ungestört nach ihren islamisch-puritanische Glaubensvorstellungen leben können. Wir besichtigen den alten Kern von Beni Isguen, der nur in Begleitung eines Führers betreten werden darf. Die Männer tragen kleine Käppis, die Frauen sind meist weiß verschleiert mit einem Sehschlitz für nur ein Auge. Auf dem Krämermarkt, der nur Männern zugänglich ist, hat sich der seltsame Brauch erhalten, dass alle Waren versteigert werden. Das Sammelsurium an Ramsch ist unvergleichlich und die Geräuschkulisse beeindruckend. Unsere Fahrt führt weiter nach El-Hadjira, das wir als Nachtlager ausgeschaut haben. Der kleine Oasenort verfügt aber über kein Hotel, geschweige denn einen Campingplatz. Vom wild zelten rät uns die lokale Polizei ab und empfiehlt uns eine Weiterfahrt ins 100km "nahe" Touggourt. In der schnellwachsenden Stadt (ca. 100 000Einwohner) findet sich zwar ohne Probleme ein Hotel, viel Charme besitzt das staubige Kaff mit seinen schon wieder im Verfall befindlichen Anlagen aber nicht. Schön, daß man sich in den zahlreichen Cafes mit Milchkaffees zu 15 bis 20 Cent die Zeit vertreiben kann. Überhaupt ist Algerien bei den Lebenshaltungskosten für Mitteleuropäer sehr günstig, so kostet beispielsweise ein 1 Liter Diesel nur etwa 15 Cent. Da macht das Tanken zum ersten mal seit der West-Sahara wieder richtig Spaß!

Ab der Strecke Ouargla-Touggourt-El Oued nimmt der Verkehr deutlich zu. Seit Niamey hatten wir nicht mehr soviel Betrieb auf den Strassen, schon eine Umstellung zum beschaulichen Cruisen in der Wüste. Da die Algerier anscheinend auch beim Autofahren ihr Leben nach dem Motto "Inch -Allah" (=so Gott will) in Gottes Hände legen, muss beim Fahren immer mit allen Überraschungen gerechnet werden. Da kommt schon mal ein Fahrzeug auf der eigenen Spur entgegen, durchgezogene Linien oder Tempobeschränkungen werden bestenfalls als Vorschlag angesehen und vor unüberschaubaren Kurven wird mit einer Seelenruhe überholt, die ihresgleichen sucht. Trotz aller wilden Fahrmanöver erreichen wir wohlbehalten El Oued, die letzte größere Stadt vor dem Grenzübergang nach Tunesien. El Oued ist umgeben von einer riesigen Dünenlandschaft. An vielen Stellen werden der Wüste trichterförmige "Oasen" abgerungen. Durch die Trichter gelangen die Palmen mit ihren Wurzeln an das Grundwasser. An manchen Stellen wird sogar Ackerbau!! betrieben. Im Souk von El Oued spricht uns Zivilpoilzei an und möchte Papiere sehen. Für kurze Zeit haben wir sogar das Gefühl beschattet zu werden. Es geschieht glücklicherweise aber nichts weiter. Zu unserer großen Freude finden wir hier einen Fotoladen, der Speicherkarten im Angebot hat. So kommen wir das erste mal seit dem 23.01. in Burkina Faso wieder in das Vergnügen die Digitalkamera zu aktivieren!! Vorher müssen wir für die Finanzierung der Karte aber noch die Bankbeamten aus ihrem Wochenende holen. In Algerien ist Freitag und Samstag Wochenende und DoTag mittag macht die Bank schon um 15:30Uhr zu. Wir sind fünfzehn Minuten zu spät. Kein Problem, kräftig am Tor klopfen und schon sind wir drin. Extra für uns wird dann auch noch einmal der Safe-Schlüssel organisiert, zwei/drei Personen bearbeiten parallel den Traveller-Scheck. Dienstleistung vom Feinsten.

Im Grenzort Taleb Larbi verabschieden wir unseren Algerien-Führer Lahbib. Kurzzeitig nimmt Suleyman aus Libyen seinen Platz ein. Er befindet sich auf dem Weg nach Tunis und steht uns bei den tunesischen Grenzformalitäten zur Seite. Wir revanchieren uns mit einem Transport bis Tozeur. Dort steuern wir erstmal den Campingplatz an. Jetzt heißt es Wunden lecken und nach Mensch und Maschine schauen. Nach harten Kilometern in der Sahara ist der Touristenort Tozeur mit seiner guten Infrastruktur eine ideale Zwischenstation. Eingerahmt wird die Stadt vom Chott El Djerid, seines Zeichens der größte Salzsee der Sahara und der zweitgrößte weltweit.

Datum: 17.02.(Tag 133) - Tachometerstand: 64 504km - gefahrene Kilometer: 17 472km (davon 13 871km in Afrika) - Ort: Tozeur (Tunesien)

Kommentare

Ihr lieben Weltreisenden, jetzt melde ich mich auch mal wieder per Kommentar. Verfolge natürlich nach wie vor mit viel Vergnügen und großer Spannung Eure schönen Berichte. Und freue mich, dass es jetzt auch wieder richtig viele Bilder zu sehen geben wird. Schade, dass ich Euch im Frühjahr nicht nochmal besuchen kommen kann, aber Eure Homepage enstschädigt ja dafür. Liebe Grüße, Antje