Mit dem Rad nach Siebenbürgen

Mit dem Auto, dem Motorrad, verschiedenen Freunden und natürlich mit meinen Eltern war ich schon da, jetzt fehlten nur noch das Fahrrad und meine Familie. Also machten wir uns mit unseren bepackten Rädern auf Richtung Rumänien. Die ersten Kilometer bis Ulm haben wir noch das 9-Euro-Ticket ausgenutzt, um uns den ersten Anstieg zu ersparen. Dann ging es an der Donau entlang los. Auf Schotterwegen ging es durch viele schöne Städte, die an der Donau liegen. Die Stimmung war bestens, selbst ein defekter Mantel konnte nicht verhindern, dass wir gleich 140 km am ersten Tag hinter uns brachten.

Am 4. Tag ging es bei Passau schon über unsere erste Grenze und ab da war der Radweg bestens asphaltiert. Nur leider regnete es bei der schönen Etappe der Donauschleife und so versuchten wir eilig voranzukommen, immer mit dem Ansporn, die jetzt häufig auftretenden Radlergruppen zu überholen. So schafften wir es zügig nach Linz. Die Kilometer flogen, dank des guten Wetters und des Flüsterasphalts, nur so an uns vorbei.

Nach Wien wurde die Landschaft flacher und nun folgte die nächste Grenze. Wir statteten der Slowakei einen kurzen Besuch ab, fuhren einmal durch die schöne Altstadt von Bratislava, aßen dort noch zu Mittag und nach dem Mittagschlaf im Park ging es dann auch schon wieder weiter. Wir wechselten wieder die Uferseite und fuhren nach ein paar weiteren Kilometern am selben Tag noch über die Grenze von Ungarn.

Ungarn brachte die ersten großen Veränderungen, die Dörfer sahen anders aus und Haustiere wie Hühner, Gänse und andere Nutztiere waren oft zu sehen. Dafür sahen wir so gut wie keine Reiseradler mehr. Wir befuhren die unterschiedlichsten Radwege. Zwischen neuen Wegen mit bestem Asphalt bis groben Schotter- oder gar Sandpisten, die nur schwer mit einem bepackten Rad zu befahren sind und uns, wegen den Dornen der Akazien, ein paar platte Reifen bescherten, haben wir alles gesehen. Auch vielbefahrene Straßen mussten wir kurz unter unsere Räder nehmen, weil der Radweg plötzlich endete und wir dann gezwungenermaßen mit den vielen und schnellen Lkws die Fahrspur teilen mussten. Ab Budapest ging es ohne die Donau weiter – immer geradeaus und flach durch die Puszta, die durch Vieh und Landwirtschaft geprägt ist.

Bei Arad ging es über die letzte Grenze. Bis Rumänien hatten wir es also schonmal geschafft, da war die Freude groß. Bald hörte auch die Ebene auf und links und rechts der Straße wurde es hügeliger. Hier sah man noch mehr Haus- und Nutztiere, die auf und neben der Straße zu sehen waren. Aber nur die Hunde brachten uns dazu so manchen Sprint einzulegen, wenn sie hinter uns herjagten – vor allem die Hirtenhunde hatten es auf uns abgesehen, für die wir wohl eine willkommene Abwechslung waren. Zwei Regentage, an denen wir gut durchnässt wurden, verbrachten wir dann lieber unter einem festen Dach und ließen die Zelte in den Packtaschen. In einer Unterkunft wurden wir mit guter Hausmannskost, alles aus eigener Herstellung, verköstigt - mit dem obligatorischen Pflaumenschnaps vorweg!

Durch Herrmannstadt (Sibiu) und entlang der Karpaten, die leider in Wolken gehüllt waren, ging es bis nach Kronstadt (Brasov) und weiter nach Honigberg (Harman), meine alte Heimatstadt, die ich 1980 mit meinen Eltern verlassen hatte.

Ganze 1820 km waren wir in 17 Tagen am Stück geradelt– ich war so stolz auf meine Lieben, die so tapfer in die Pedale traten und mit mir zusammen eine solche Reise angegangen sind.

Ein paar Tage konnten wir uns jetzt im Pfarrhaus von Honigberg einquartieren und unsere Rückreise mit dem Bus organisieren, noch ein paar Verwandt besuchen und die schöne Kirchenburg mit samt Museum besichtigen.

In 25 Stunden ging es mit dem Bus zurück bis Pforzheim, dort bauten wir die Räder wieder zusammen, die wir für die Reise demontiert und verpackt hatten, und radelten die letzten Kilometer bis nach Schmie. Dort waren dann 1939 km auf dem Tacho abzulesen.