Kreislaufzusammenbruch im Hammam

Bukhara ist genau nach unserem Geschmack; ein huebsches, sehenswertes Stadtzentrum gepaart mit einer guten Infrastruktur f?r Reisende. Die Herbergen sind angenehm und guenstig und das Internet schnell. Nur schade, dass unsere Souvenirjaeger Isabel und Janice schon wieder in Deutschland sind, das Angebot an Teppichen, Tuechern, Schmuck, Kappen ist enorm. Etliche der unter UNESCO-Schutz stehenden Gebaeude sind zu grossen Souvenirstaenden umgebaut. Angenehmerweise sind die freundlichen, usbekischen Haendler nur in geringem Masse aufdringlich.

Zur absoluten Entspannung goennen wir uns dann auch noch einen Hammambesuch. Auf die geplante Massage verzichten wir, der Preis riecht doch arg nach Tourinepp. Das Dampfbad alleine ist aber auch schon sehr lohnenswert und zum Abschluss gibt es gratis Tee und gewoehnungsbeduerftige Musik. Was uns zuvor schon oft aufgefallen ist wird auch vom lokalen Masseur praktiziert, er schuettet sich aus einer kleinen Plastiktuete Pulver auf die Hand und steckt es in den Mund. Da wir mittlerweile schon zum fast zum Laden dazugehoeren und uns mit den Einheimischen gut verstehen, koennen sie mir den Wunsch nicht abschlagen auch einmal vom Tabak zu probieren. Ich stecke mir das Zeug in den Mund, lache noch ueber die Geschichte, die sie mir von einem Touristen erzaehlen, der gleich nach dem Genuss umgekippt waere und wundere mich ueber ihre staendigen Fragen, ob ich nichts merken wuerde. Iwo, das hat vielleicht den Pauschaltouristen umgehauen, aber einen richtigen Traveller, hah.... Und dann kommt der Gong, schlagartig!!! Mir wird heiss und kalt und der Kreislauf geht in den Keller, schnell das Zeug ausspucken, aber meine Beine gehorchen mir nicht mehr. Der Masseur stuetzt mich, als ich das grauenvolle Zeug fast schon in den Eimer erbreche. Juwi bekommt sich nicht mehr ein vor Lachen, aber mir ist nach Heulen zumute. Ich zittere, mir ist speiuebel und alles Leben entweicht aus meinem Koerper. Irgendeine unsichtbare Macht laesst mir die Luft aus den Reifen; nie wieder Tabak!!!

Die Rettung naht in Form des Masseurs, aus Mitleid gibt es eine Gratismassage. Er reibt mich mit Rosenwasser ein und knetet meinen armen, mitleidserregenden Koerper durch, als wuerde es kein Morgen mehr geben. Er drueckt auf meiner Schaedeldecke herum als wolle er die Hirnmasse herauspressen. Aber es hilft, keine fuenf Minuten spaeter bin ich wieder zurueck im Leben. Ganz demuetig und dankbar fuer die Behandlung verlassen wir kurz darauf das Bad und schleichen uns zu unserer Herberge. Dort finde ich am Abend nach der TV-Knopfelei durch hunderte von z.T. recht eigentuemlichen Sendern sogar noch das ZDF. Sehr spannend nach ueber zwei Monaten mal wieder deutsches Fernsehen zu schauen und wenn es nur die Rosenheim Cops sind und jede Menge langweilige Werbung zum Thema Gedaechtnisschwund und Haarausfall.

Wir feiern die Unabhaengigkeit Usbekistans zusammen mit den Einheimschen im lokalen Vergnuegungspark, der, vermutlich aus Angst vor Anschlaegen, am Feiertag noch besser bewacht ist als die Tashkenter Metro. Dann wollen wir rein in die Wueste und weiter nach Khiva. Interessanterweise fahren wir aber erst einmal kilometerlang durch gr?ne, landwirtschaftlich intensiv genutzte Flaeche. Die Gegend wird vom Amurdarya durchflossen, ein Fremdlingsfluss in der Wueste, dem wir zuvor schon einmal begegnet sind. Der selbe Fluss bildet die Grenze zwischen Tajikistan und Afghanistan. Ein ausgekluegeltes Netz aus Kanaelen sorgt dafuer, das s weite Teile entlang des Flusses fuer Landwirtschaft urbar gemacht sind. Gut fuer die Menschen in Bukhara und Khiva, schlecht fuer den Aralsee. Von den einst maechtigen Wassermassen erreicht nur ein Bruchteil den See. Die Folgen sind bekannt, das Gewaesser trocknet immer weiter aus mit verheerenden Folgen fuer die Umwelt. In Moynak liegen die Fischkutter verrostet in der Wueste, bald 100km vom aktuellen Seeufer entfernt.

Die Nacht in der Wueste ist kalt, nach vielen sehr heissen Tagen wird uns klar, dass der Fotograf in Bukhara kaum geschwindelt hat, als er uns erzaehlte, dass im Winter 2008 lange ein halber Meter Schnee gelegen und Temperaturen bis -25°C geherrscht haben. Im entspannten Khiva gehe ich deshalb zum ersten mal nach langer Zeit abends wieder mit Pulli auf Stadtbummel.

Datum: 04.09.(Tag 68) - Tachometerstand: 237 455km - gefahrene Kilometer: 11 555km / davon Europa 4830km / Asien 6725km - Ort: Khiva(Usbekistan)

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