Immer der Grenze entlang

wollte ich gen Norden fahren. Ganz langsam ging es, mit vielen Fotostopps aus den Waldkarpaten hinaus. Auch lernte ich an einem Aussichtspunkt einen Deutschen kennen der schon zig Jahre in die Gegend kommt und hier einen Platz hat wo er Bären fotografiert und diesen auch in den nächsten Jahren für Touristen anbieten will - war ein spannendes Thema. Leider ging es dann doch schnell aus dem Nationalpark und seinen bewaldeten Bergen hinaus, schnell wurde die Landschaft vor allem durch Landwirtschaft geprägt.

Oft waren noch die typischen Holzhäuser zu sehen mit den allgegenwärtigen Storchennester, nur leider war keiner dieser Vögel weit und breit. Kurz vor der Abfahrt Zuhause zählte ich mal am Enzufer 28 Störche auf einer Wiese (wo gewässert wurde) und hier wo es überall Nester gab - keinen Einzigen ! Vielleicht trieb die Trockenheit sie vorzeitig weg, den auch der Mais war ganz Gelb und viele Seen und Flüsse führten wenig Wasser. Auch ich verspürte schnell weiter zu kommen bei Temperaturen wo schon an der 40 Grad Marke kratzten, da machte es mir anfangs auch nicht viel Lust die Stadt Przemysl zu erkunden. So schleppte ich mich von Eisdiele zu Eisdiele und besichtigte nebenher die Altstadt wo alleine 5 Gotteshäuser sich im Stadtkern befinden. Selbst in österreichischer, russischer und immer wieder polnischer Hand war die Stadt und ist heute ein wichtiger Knotenpunkt zur Ukraine.

Da mir das Eis so gut schmeckte beschloss ich schnell wieder eine Stadt zu besichtigen - Zamosc. Doch bis dahin ging es durch viele Alleen, auf Schlaglochpisten oder auch mal auf “Feldwegen” durch einsame Dörfer oder auch durch Orte wo sich der Schwerlastverkehr durchschiebt. Zamosc was mit seinen Renaissancebauten zum UNESCO Weltkulturerbe zählt war für mich keine Überraschung da wir auch hier auf unserer Reise nach Zentralasien schon mal halt machten. Dennoch lud es, selbst bei solchen Temperaturen, zum Gemütlichen schlendern durch die vom Italiener Bernardo Morando entworfene Stadt ein.

Mit großen Schritten ging es weiter Richtung Norden wo ich mir erst am Fluss Bug eine kleine Piste gönnte und dort auch übernachtete. Die Stille wurde nur unterbrochen durch das Rauschen vom Fluss und das Zischen der Bierdosen die ich mir allabendlich gönnte wenn die Temperaturen erträglich unter die 30 Grad Marke rutschten. Schon vor der Abfahrt war das T-Shirt klatschnass und das nur von den paar Handgriffen um das Dachzelt zusammenzuklappen und mein Frühstück zu verspeisen. Deutlich angenehmer war es dann im UNESCO Weltnaturerbe Bialowieski Nationalpark der sich auf 1250 km2 ausdehnt, wobei sich 270 km2 auf polnischer Seite befinden, der Rest in Weißrussland liegen. Unangetasteter Urwald, 160 Baum und Straucharten, 1000 Pilzarten, Wolf, Luchs Wildkatze, das zurück gezüchtete Tarpan Wildpferd und vor allem der Wisent machen den Park so besonders. Ein paar Wege darf man alleine gehen sonst nur mit Führer. Auch ganz gut ist der angeschlossene Wildpark wo man die Tiere in großen Gehegen sehen kann, die sich aber bei mir wegen der Hitze kaum regten. Quer durch die Masuren führte mein weg, vorbei an vielen Ortschaften und Gehöften die mal von Deutschen bewohnt waren an einen Ort der sich trotz seiner Vergangenheit zu einem Touristenmagnet entwickelt hat. Mitten im Wald stehen die Überreste der 1940 erbauten “Wolfschanze”.

Die bis zu 6 m dicken Wände sind zum Teil auch noch erhalten. Auch die Lagerbaracke wo das von Graf Stauffenberg missglückte Attentat auf Hitler stattfand.
Das manche Polen sich einen Spaß daraus machen und dort mit Wehrmachtfahrzeugen und dem Hitlergruß vorbeifahren fand ich etwas unpassend anhand von dem was hier geplant wurde und zur Folge hatte. Ich freute mich schon auf die Ostsee um dort zu baden aber dann fing es an zu regnen und das gerade jetzt wo Danzig nicht mehr weit war.

Datum: 04.09. (Tag 8) - gefahrene Kilometer: 3033 km - Ort: Danzig (Polen )