Hoch, höher, Howerla

Unsere Herberge in Kolomyya mit dem sehr gut deutsch sprechenden Gastgeber Witali ist ein absoluter Glücksfall. Vermutlich ist es die einzige Unterkunft in der ganzen Ukraine, die zur EM nicht teurer geworden ist, sondern den Gästen ein EURO-Rabatt gewährt. Zudem bekommen wir eine Rundumversorgung vom Feinsten. Gemeinsam mit Witali gehen wir zum Sonntagsausflug in die Karpaten nach Shesory. Nach der höchst interessanten Wanderung zu einer Almhütte geht es anschließend zum Baden im Bergbach. Den Abend lassen wir gemütlich in dem entspannten Bergort ausklingen. Ellie ist ganz happy auf unserem Minibauernhof mit den zahlreichen Tieren.

Nach einer Wanderung in den Karpaten bei Bukowets, wo wir zum ersten mal die 1000er-Höhengrenze überschreiten, geht es wieder ins Tal nach Verkhovyna. Witali hat uns eine Unterkunft bei Oksana vermittelt. War Ellie schon am Vorabend von unserem Nachtplatz begeistert, so ist sie jetzt total aus dem Häuschen. Oksana hat nette Hütten, viele Kunstwerke im Garten und vor allem Haustiere an jeder Ecke. Ellie weiß garnicht wann und wie sie alle Tiere streicheln soll. Ausspannen hat die höchste Prio, deshalb machen wir auch nur eine kleine Tour in die sehr schönen Berge der Umgebung. Wir wollen die Kraft für den folgenden Tag sparen.

Katzen streicheln hin oder her, auch wenn das Wetter heute etwas wackelig ist, wollen wir in den Karpaten endlich ein paar Meter höher steigen. Wir fahren von Verkohyvina weiter in Richtung Vorohta und biegen in den Karpaten-Nationalpark ab, der auch auf der Weltnaturerbeliste der UNESCO steht. Wir sind eigentlich spät dran und ich habe die Besteigung des höchsten Gipfels, des Howerla schon abgeschrieben. Auch die Nationalparkdame deutet mir an, daß wir spätestens um 17:00Uhr wieder am
Parkeingang sein müssten. Später Startzeit und den dunklen Wolken zum Trotz machen wir uns mit zügigem Schritt auf den Weg. Ellie hängt mir schwer im Kreuz, aber wir kommen gut voran. Bei den anderen Wanderern sind wir die großen Exoten und werden verschiedentlich fotografiert. Deutsche Touristen, die allen Anstrengungen zum trotz ihre Kleinkinder auf den Berg tragen, scheinen hier nicht so oft vorbeizukommen.

Am Kleinen Howerla bei ca. 1800m Höhe werden die Bedingungen hart. Hier ist der Weg nicht mehr windgeschützt und bei kühlen Temperaturen wird man volle Breitseite vom feindseligen Wetter erfasst. Isabel und Ellie beschließen sich windgeschützt neben einem ukrainischen Pärchen hinter einem großen Felsen zu verstecken während ich die letzten Meter zum Gipfel (2061m) nehme. Kurz danach bin ich auf dem Gipfel und wiederum etwas später zurück bei meinen Damen. Ohne große Probleme kehren wir zurück ins Tal und erreichen zehn Minuten vor Schließung des Tores den Nationalparkeingang.

Beschwingt vom erfolgreichen Gipfelsturm bummeln wir mit dem Auto durch schöne Karpatendörfer zurück nach Kolomyya, wo wir noch einmal bei Witali übernachten möchten. Am Abend wartet zur Belohnung ein warmes Bett, ein kühles Bier und EURO-Fußball auf uns; genial, so muß eine Reise aussehen. Es machen mal wieder nur die Spanier nicht mit und ich fühle mich bei ihrem Halbfinalsieg (nach Elfmeterschießen ggn. Portugal) an die Worte eines slowakischen Reisenden erinnert, der schon beim Spiel im Viertelfinale gegen Frankreich gemeint hat. Es gibt zwei Regeln, wenn Spanien spielt. Erstens gewinnt Spanien immer und zweitens gibt es ein langweiliges Spiel. Hoffen wir mal, daß sich das vielleicht im Finale ändert.

Datum: 28.06.(Tag 25) - Tachometerstand: 272 921km - gefahrene Kilometer: 3184km - Ort: Kolomyya (Ukraine)

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