Groeso i Cymru, oder so ähnlich..

Wir steigen etwas verkatert aus dem Fahrzeug. Die Nacht im Auto war leicht gewöhnungsbedürftig, aber auch überraschend unproblematisch. Die Reise kann weitergehen. Allerdings führt sie uns nicht ins Dartmoor, wie zuerst geplant und auch nicht nach Bath, sondern wir ändern unsere Pläne und fahren direkt nach Südwales. Im wenig beschaulichen Newport haben wir glücklicherweise ein günstiges Zimmer ergattert. Kurz hinter Bristol heißt es "Groeso" (=willkommen) in "Cymru" (=Wales). Ein Unterschied zu England ist eigentlich nicht festzustellen, aber die Landessprache ist sensationell und wird auch tatsächlich noch von vielen Walisern gesprochen.

Unsere erste Station ist Tintern Abbey, eine schön gelegene Klosterruine. Der Auftakt in Wales ist verheißungsvoll. Etwas ernüchternder ist da schon der Besuch in Newport. Die schmucklose Stadt, einwohnertechnisch die Nummer 3 in Wales, bietet in der Innenstadt am Sonntagmittag ein trostloses Bild. Wir können uns nur noch einmal wundern, dass selbst so eine Zweitligastadt während den sogenannten Bank-Holidays hoteltechnisch gesehen nahezu 100% ausgebucht ist.

Doch auch Newport hat die eine oder andere nette Seite und je länger wir in Wales sind um so besser gefallen uns Land und Leute. Auch das Wetter lässt uns nicht im Stich, während in Deutschland die Welt unterzugehen scheint, wissen wir schon gar nicht mehr wie Regen geht. Von Newport geht es zur Burg Carreg Cennen, eine der unzähligen Ruinen des Landes. Laut Reiseführer soll Wales ja die größte Burgendichte weltweit haben.

Weitere Höhepunkte wie das Seebad Aberystwyth, die Devil`s Bridge, die UNESCO-Welterbeburg Harlach samt Gassen mit 40% Steigung, aber auch Nationalparks mit Rotmilanfütterungen und anderen Überraschungen warten auf uns. Das lässt uns leicht nachsehen, dass die kurvigen Landsträßlein alles andere als entspannt zu fahren sind, die windschiefen Gebäude und antiquierten Armaturen selbst Routineaktionen wie Duschen zur Herausforderung werden lassen und dass auch das englische Essen immer wieder seinem zweifelhaften Ruf gerecht wird. Schmunzeln müssen wir im feinen Marine Hotel in Aberystwyth, als statt Penne mit Tomatensauce leere Nudeln serviert werden und die Kellnerin meint, der Koch hätte vorgeschlagen, Ellie soll statt Tomatensoße doch lieber Ketchup verwenden. Als wir auf Soße bestehen, kommen 2 min später mikrowellenerwärmte Büchsentomaten. Die fröhliche Kellnerin rettet aber die Situation gekonnt und erheitert uns auch sonst mit ihrem leicht speziellen walischen Humor; u.a. hält sie Birne für Isabels Bruder und bricht in schallendes Gelächter aus, als sie damit falsch liegt.

Sollten wir also auch in den kommenden Tagen die englischen Frühstückswürstchen, die einem Anschlag gleich kommen, überleben, warten sicher noch einige spannende Tage in Wales.

Datum: 01.06.2016 (Tag 10) - Tachometerstand: 83430 km - gefahrene Kilometer: 1797 km - Ort: Harlach (Wales)

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