Vergeblich wollte ich das Besucherzentrum der Lagune und des dortigen Nationalparks "Pisha e Divjake" anschauen. Die Türen waren jedoch verschlossen und die Mitarbeiter meinten, dass es noch zwei Stunden dauern würde, bis es geöffnet wird, also ging es für mich wieder ins Landesinnere. Berat, eines der wichtigsten touristischen Ziele im Land oder auch "Stadt der tausend Fenster", steht mit seinen vielen Moscheen und Kirchen unter dem Schutz der UNESCO. In der verwinkelten Altstadt, in der man schnell ein paar Extrameter läuft, gibt es viele kleine Hotels und Hostels.
Nach so viel Kultur ging es mit frisch gefüllten Wassertanks und aufgestockten Vorräten wieder in die Berge. Ab Vodice fuhr ich auf unbefestiger Staße weiter, welche auf einen Pass in den Nationalpark "Kometar Mali i Tomorrit" führte. Neben der Bergwelt gab es Olivenhaine und Hirten mit ihren Schaf- oder Ziegenherden zu sehen.
Kurz vor meiner Mittagspause begegnete ich anderen Reisenden, die sich auch mit ihrem Toyota über die immer anspruchsvollere Piste quälten. Nach einem kurzen "Woher und Wohin" verabschiedeten wir uns wieder, um uns nach meiner Pause und wenigen Kilometern weiter, wieder zu treffen. Bis zu den Achsen steckten sie im Schlamm fest. Sie hatten aber schon fleißig geschaufelt und Äste, wie auch ihre Sandbleche, unterlegt. Sie entkamen dem Schlammloch ohne meine Hilfe. Damit mir so etwas nicht passierte, ging ich die nächsten paar hundert Meter zu Fuß ab und suchte die beste Fahrspur. Mit Bedacht fuhr ich vorbei und durch das von Fahrspuren durchzogene Gelände. Zum Glück schaffte ich es ohne stecken zu bleiben – jetzt konnte der andere Toyota folgen.
Gemeinsam ging es dann weiter. Nachdem wir die schwierigsten Passagen hinter uns hatten, fanden wir einen schönen Übernachtungsplatz an einem Fluss. In guter Gesellschaft und mit dem ein oder anderen Bier, liesen wir den ereignissreichen Tag ausklingen. Am nächsten Tag und wieder auf einer befestigten Straße, trennten wir uns schon wieder. Ihre Reise führte in den Süden und ich wollte in den Norden.
Abermals führte der Weg ab Librazhd in die Berge, diesmal allerdings war die Schotterstraße recht breit, ohne dass in den Weg ragendes Strauchwerk an meinem Auto kratzte. Ich sah abgelegene kleine Höfe und Bauern, die mit Pferdegespanne ihre Felder bestellten. Aufgrund der Grenznähe zu Mazedonien, aber auch jede Menge Bunker, bevor ich die Grenze passierte. Als nächstes durchquerte ich den Nationalpark "Mavrovo". Immer wieder hatte ich herrliche Ausblicke auf die verschneite Bergwelt, die auch den höchsten Berg Nordmazedoniens beinhaltete, den Maja e Korabit mit 2754 m.
Wie auch an vielen Stellen Albaniens, ist Müll hier leider ein großes Problem. Es kommt einem seltsam vor, dass Schilder im Nationalpark von der üppigen Natur berichten und mit Hinweisen versehen sind, dass der Müll in die dafür vorgesehenen Behälter entsorgt werden soll, aber gleichzeitig der Fluss, der aus der nächstgelegenen Ortschaft kommt, am Ufer nur so gespickt ist mit allerlei Abfällen. Bevor es für mich etwas zügiger Richtung Heimat ging, wollte ich noch einmal Wäsche waschen, das Auto innen etwas putzen und einfach in der Sonne lesen und genießen. An einem schönen Platz am Mavrovsee, einem Stausee der etwas abgelassen war, konnte ich all dem nachkommen.
Die Wäsche war gerade getrocknet als ich ein Auto sah, das recht zügig Richtung Seeufer fuhr! Ganz bis an den See schafften sie es dann doch nicht und blieben schön im weichen Boden stecken. Es brachte auch nicht die Fußmatten zu unterlegen und so tauchte bald jemand bei mir auf und bat mich um Hilfe. Begeistert war ich nicht, da ich zuvor schon den Weg zum Ufer erkundet hatte und wusste wie weich er war. Um es kurz zu machen – auch ich steckte bald mit meinem Fahrzeug fest. Während ich mich an die Arbeit machte und versuchte mein Fahrzeug mit Spaten, Sandblechen und dem Ablassen von Luft aus den Reifen zu befreien, ersuchten sie Hilfe bei einem anderen Geländewagenfahrer der gerade am See auftauchte. Dieser schaffte es schon näher heran, weil er auch mit Schwung in der gleichen Spur ankam, aber dann blieb er auch stecken. Nach zwei Stunden hatte ich alleine mein Auto wieder freibekommen. Aber schon war das nächste Fahrzeug in Sichtweite, das sie gerufen hatten, ein Audi Quattro, der aber auch schnell bis zum Bodenblech im Schlamm steckte. Ich überließ ihnen meinen Spaten und die Sandbleche und sagte, dass ein Traktor das richtige Fahrzeug wäre, um all die Autos wieder freizubekommen. Sie sagten mir das sie es eingesehen hatten und ein Traktor unterwegs wäre und so begab ich mich wieder auf meinen Platz. Jetzt musste ich erst recht Schuhe, Klamotten und das Fahrzeuginnere reinigen von all dem Schlamm.
Ein Traktor kam aber doch nicht, sondern ein Geländewagen mit einem extra langen Seil, auch dieser blieb immer wieder stecken, letztendlich waren nachts um 23 Uhr alle Fahrzeuge wieder frei. Morgens wusch ich noch die Sandbleche und den verbogenen Spaten, dann ging es an die Heimfahrt.
Vorbei an Skopje und hinein nach Serbien, wo ich dann die Autobahn Richtung Kroatien nutzte. In Slowenien fuhr ich dann wieder etwas gemächlicher weiter, nochmal durchatmen bei bestem Wetter und die Berge genießen. Nur noch gute 500 km, dann bin ich wieder daheim.
Der Toyota hat sich gut bewährt, ein paar kleine Sachen muss ich noch ändern. Dann ist er bereit für das Sabbatjahr! Wochein/Slowenien 4280 KM