Es geht an Bord

Das Auto ist gepackt, die größte Anspannung weicht. Trotz des vorgezogenen Abfahrtstermins haben wir das meiste noch auf die Reihe bekommen. Es reicht sogar noch zu einem gemeinsamen Abschiedsessen mit Luchs, der mit einer Pizza und vor allem mit zwei kühlen Woiza im Gepäck vorbeischaut. Noch ein paar Minuten schauen wie sich der HSV in der Relegation gegen Fürth abmüht, mit einer Träne im Knopfloch von der Familie verabschieden, dann geht es auf die Straße. An der Autobahnausfahrt Pforzheim Nord warten Tarik und Scotty. Letzterer hat sich spontan entschlossen mich bis Antwerpen zu begleiten. Je weiter wir in die dunkle Nacht vordringen desto glücklicher bin ich um meinen Mitfahrer. Energydrinks hin oder her, ohne Scotty hätte ich in dieser Nacht Antwerpen nicht mehr erreicht. Nach sehr anstrengenden Tagen merke ich langsam, dass ich körperlich total erschöpft bin. Auch mein Magen macht nicht mehr richtig mit. Die ungute Kombination aus literweise Energydrinks und ca. 20 verschiedenen Bakterienstämmen, die ich am Vormittag zur Cholera-Vorbeugung in Form eines Impfcocktails geschluckt habe, verursacht Magenkrämpfe, die mich in Belgien zum Halt auf dem Standstreifen zwingen.

Kurz vor 4:00Uhr erreichen wir Antwerpen, nach einem kleinen Verfahrer sind wir dann gegen 4:30Uhr an Kai 1333 bei Grimaldi, fast zeitgleich läuft die Grande Nigeria im Hafen ein. Wir zwingen uns karg zugedeckt in die Fahrerkabine (der Rest des Mobils ist leider vollgeladen bis unter das Dach) und dösen, immer wieder durch die unbequeme Schlafposition aufgeweckt, bis etwa 9:00Uhr. Am frühen Mittag soll ich einschiffen, es bleibt also noch etwas Zeit mit Scotty in Beveren vorbeizuchecken. Schnell einen Croque Monsieur verdrückt, dann bringe ich ihn zum Bahnhof und fahre selbst wieder Richtung Hafen (vielen Dank an dieser Stelle an Scotty und natürlich auch an die zahlreichen anderen Helfer und Unterstützer, die diese Reise erst möglich gemacht haben!)

Das Einschiffen läuft erstaunlich unkompliziert und kaum 15min nach Betreten von Kai 1333 bin ich schon in meiner Kabine. Auch die weiteren Mitreisenden, ein sehr nettes Paar aus Hamburg, lerne ich schnell kennen. Südamerika wir kommen, jetzt kann es losgehen. Doch so arg viel geht dann noch nicht los. Fast 40h nach meiner Einschiffung liegen wir noch fest vertäut im Hafen, dann bemerke ich Sonntagmorgens um 4:00Uhr ein Ruckeln im Schiffbauch und sehe uns das Hafengelände verlassen. Das nächste Ziel lautet Dakar/Senegal. Laut meinen Unterlagen war gar nicht geplant diesen Hafen anzufahren, doch ich merke schnell, dass viele Informationen wie Abfahrtszeit, Route u.a. keine sehr lange Halbwertszeit haben. Auch meine schöne Außenkabine muss ich leider bald wieder verlassen und in eine muffige Innenkabine wechseln. Datum: 18.05.2014(Tag 4) - Tachometerstand: 231 650km - gefahrene Kilometer: 610km / davon Europa 610km / Südamerika 0km - Ort: Grande Nigeria (Ärmelkanal)