Ein Hoch auf Volkswagen Irland

Wir erreichen den Giant's Causeway am späten Nachmittag. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, denn der Besucherandrang hier ist enorm und um die Uhrzeit zum Glück schon wieder am abflauen. Die Welterbestätte ist nicht so beeindruckend, wie wir es uns beim Betrachten vieler Bilder vorher versprochen haben, aber landschaftlich sehr schön gelegen und es macht schon Spaß über die ca. 40.000 Basaltsäulen zu klettern. Besonders interessant sieht das Ganze von oben aus, von den nahen Klippen hat man einen sehr schönen Überblick. Mr. Sang aus Peking ist auch ganz begeistert. Da ihm der heutzutage obligatorische Selfie-Stick fehlt, muss ich ihn mehrfach zusammen mit den Felsen ablichten. Fast noch begeisterter ist er aber von Deutschland, was er mir mehrfach bestätigt. Da lässt er schönerweise keinen Superlativ aus.

Wir zuckeln weiter vorbei am Dunluce Castle. Machen immer wieder Halt an den zahlreichen Stränden und sind beeindruckt von den wetterfesten Nordiren. Am Strand von Portstewart wundern wir uns noch, dass die örtliche Wasserwacht bei den erbärmlichen Luft- und Wassertemperaturen überhaupt zum Dienst erscheint und müssen 1h später bewundernd feststellen, dass sich etliche Personen bei widrigsten Verhältnissen im Wasser tummeln. Das Wetter ist für uns auch Signal wieder nach Irland abzubiegen, wobei es sich hier natürlich auch nicht viel anders präsentiert (am Ende unseres Aufenthaltes auf der Insel haben wir in Summe kaum 10h die Sonne gesehen).

Ellie ist das trübe Wetter reichlich egal, bei Donegal wir beziehen Lager auf einem Bauernhof und sie ist total aus dem Häuschen. Überall sind Tiere zu füttern und die Schäfchen und Ponys sind ja sooo süß. Weit rauer präsentiert sich da die Landschaft nahe Donegal. Die mit etwa 600m höchsten Klippen Irlands fallen spektakulär in den wilden Atlantik. Genau so spektakulär erwarten wir das deutsche Spiel am Abend gegen die Ukraine. Vor dem lauen 2:0 müssen wir aber erstmal feststellen, dass genau in unserm Zimmer alle Sender laufen außer dem Sportkanal. Der Herbergsvater kann sich das technische Problem leider auch nicht erklären. Na gut, schauen wir das Spiel eben über die ARD-Mediathek an. Pustekuchen, die Bilder sind aus rechtlichen Gründen nur in Deutschland zu empfangen. Verdammt, jetzt wird das Eis langsam dünn. Zum Glück bleibt heute eines der Gästezimmer leer und wir dürfen das Spiel im Nachbarzimmer schauen. Dumm nur, dass ich nahezu die komplette Packung M&Ms ausleere und die erste Halbzeit vor allem mit dem Einsammeln der Schokoerdnüsse beschäftigt bin.

Kräftig Wasser schlucken im Badepark von Dunoran, dann sind wir in Galway, selbsternannt die freundlichste Stadt der Welt. Freundlich ist auch das Team am Uni-Campus, wo uns zum Empfang gleich mal ein Feueralarm zusammenschrecken lässt. Zum Glück hat Isabel kurz zuvor noch gelesen, dass ein Testalarm, wie in Großbritannien oft üblich, angesetzt ist. Wir genießen das entspannte Galway, aber der nahende Fährtermin sitzt uns schon etwas im Genick, also schnell noch weiter über das Dunguaire Castle und die beeindruckende Karstlandschaft des Burren zu den berühmten Klippen von Moher. Schönerweise haben wir zum ersten mal seit Tagen richtig Sonnenschein. Ganz beschwingt von der schönen Atmosphäre wollen wir dann am späten Mittag noch weiter nach Cashel und erwarten uns bei dem schönen Abendlicht tolle Aufnahmen am berühmten Rock of Cashel.

Wie gewohnt checke ich von Zeit zu Zeit den Bordcomputer, weil mich unser Spritverbrauch interessiert. Heute ist er bemerkenswert niedrig, eigenartig?! Ein paar Kilometer kommt dann auch schon die Bestätigung, dass etwas nicht stimmt mit dem Motor, eine Warnlampe leuchtet. Das Abgassystem arbeitet nicht rund. Nun gut, das ist keine ganz dramatische Meldung, aber das Betriebshandbuch rät Tempo drosseln und unbedingt den nächsten Fachbetrieb aufsuchen. Shit, wie weit können wir noch fahren? Der Fährhafen ist noch weit und das Schiff legt morgen zeitig ab, eine Reparaturaktion ist da kaum noch drin. Ignorieren und weiterfahren, vielleicht arbeitet ja nur der Katalysator nicht 100%ig und der Motor nimmt keinen Schaden?! Und wenn doch?? Wir haben Riesenglück und können dank Smartphone eine VW-Werkstatt in der Nähe orten. Wegen dem üblen Feierabendverkehr in Ennis verlieren wir wertvolle Zeit und erreichen gerade noch auf den letzten Drücker einen VW-Mitarbeiter, der wiederum gerade noch vor Feierabend den letzten Mechaniker greifen kann. Der Servicemann liest unseren Motor aus und korrigiert die Abgaseinstellungen, gerettet. Keine zeitintensive Reparatur ist notwendig. Wir können noch am Abend vom Hof und erreichen auch, wie erhofft, Cashel und sehen dort das müde deutsche 0:0 gegen Polen.

Nach dem Autoaufreger läuft es dann am letzten Tag wie geschmiert. Kurz Cashel abchecken, dann düsen wir ohne Probleme nach Rosslaire. Dort schiffen wir auf die Oscar Wilde ein und nehmen Kurs auf die Bretagne nach Roscoff. Das Schiff ist passend zur Reederei Irish Ferries fest in irischer Hand und die Bardame ist dementsprechend auch von Isabels sehr unirischem Wunsch nach Spezi sehr überrascht. Profi wie sie ist, serviert sie aber gerne auch Cola gemischt mit Fanta, kann sich aber den Hinweis nicht verkneifen, dass das Ganze leider überhaupt nicht schmeckt. Die spinnen die Deutschen, denkt da der Ire, aber da irren sich die Iren gewaltig..

Datum: 17.06.2016 (Tag 26) - Tachometerstand: 85100 km - gefahrene Kilometer: 3467 km - Ort: Rosslaire (Irland)