Ein ganz normaler Tag ????

Nachdem immer mehr Stimmen fordern einen "ganz normalen Tag" von uns zu beschreiben, versuche ich es einmal anzugehen! Es ist garnicht allzuweit weg von einem Tag zuhause. Auch wir beginnen den Tag mit aufstehen - manchmal früh (ja sogar vor Sonnenaufgang) oder auch etwas später. Nur müssen wir gleich mal einen Höhenunterschied von gut zwei Meter überwinden, was so manchem Morgenmuffel Probleme bereiten könnte. Da wir uns aber immer fröhlich, gutgelaunt und ausgeschlafen in den Tag stürzen sind bisher nie größere Probleme entstanden.

Bei der Frühstückszubereitung entdecken Kenner auch einen Unterschied. Während wir noch mühselig das Wasser aufsetzen müssen und den Kocher vorheizen, wäre der Kaffee daheim schon längst durchgelaufen. Auch der anschliessende Toilettengang fängt mit der Suche nach einem geeigneten Platz an; Aushub eines - den Erwartungen angepassten Loches - und endet nach getaner Arbeit mit dem Bedecken der Hinterlassenschaft. Näheres erspare ich dem Leser!! Das Frühstück fällt abhängig von den Ländern und Mitreisenden mal üppig mal eher spärlich aus, oft brachten uns die Mitreisenden das von uns geliebte Nutella und hausgemachte Marmelade mit, die uns auch mit diversen Fladenbroten einen Freudenschrei entlocken konnt. Meist war dann der Zeitpunkt gekommen um aufzubrechen und einem Ziel entgegenzustreben (auch hier wieder eine Parallele), je nach Landstrich mehr oder weniger interessant oder mühselig. Abseits der befahrenen Pfade konnte das ganz schön spannend sein, aber auch auf den asfaltierten Strecken war immer wieder was neues zu entdecken von überladenen LKWs an dem Fahrradlenker befestigtes Federvieh, festgezurrten Ziegen an einem Lienenbus oder Mofafahrer mit umgehängten Flinten - es gab immer wieder neues was bisher noch nicht entdeck worden war. Die Mittagspause verlief meist gleich - Platz neben der Fahrbahn suchen, Tisch oder Motorhaube decken, den (fast) allerorts erhältlichen Streichkäse mit Brot, reichlich Zwiebel, der ein oder anderen Knoblauchzehe versehen, noch einen Tee dazu und schon waren wir bedient!!!

Auch der nachmittag war oft wie der vormittag. Wenn es hiess Kilometer machen in der Wüste waren oft öde ebene Landschaften vor uns, die einem aber viel Konzentration abverlangten da die Strasse (falls vorhanden) meist in einem schlechten Zustand war. Wenn es Wildzelten hieß- was wir oft und bevorzugt machten, war dann abends der Zeitpunkt erreicht einen geeigneten Platz zu suchen. Mal konnte man sich vor guten Plätzen nicht entscheiden, mal suchten wir ewig und landeten dabei einmal sogar auf einer Müllkippe. Auch kam es des öfteren vor das Einheimische vorbeischauten. Wir luden meist zum Tee, aber auch zum Essen ein, manche brachten uns aber auch Lebensmittel - frische Milch und Oliven zum Beispiel - oder sie luden uns zu sich nach Hause ein.

Dann brach der gemütliche Teil des Tages an, wenn es nicht, wie am Anfang der Reise in Europa, fast jeden abend regnete. Das von jedem sehnlichst erwartete Abendessen war meist üppig und sehr gesund, da nur die besten Zutaten den Weg zu uns in den Topf fanden - je nach Gegend und Saison die verschiedensten Gemüsesorten, wobei manchmal nur noch die Zwiebel uns den Geschmack und die Vitamine brachte. Meist waren auch Tomaten, Zuchini, Karotten, Paprika usw und der Gesundheit wegen Knoblauch im Topf vorzufinden. Kohlenhydrate brachten Nudeln, Reis und auch Kartoffeln. Da es einfacher war mit nur einem Kocher, gab es meist Eintöpfe die die Mitreisenden trotz Unmengen leermachten - wobei sich Rolf besonders hervortat und selbst nach dem vierten Teller noch den Rest aus dem Topf kratzte. Auch um das Spülen war nie Sorge zu tragen, den dank ausgeklügeltem system war jeder mal dran. Bei genug Mitreisenden wurde der Koch verschont - danke!!

In der Wüste hatten wir meist einen herrlich klaren Sternenhimmel, in Westafrika waren sogar Flughunde am Abendhimmel zu sehen, in anderen Gefilden auch Eulen und Fledermäuse. Was es noch so gab waren oft blutsaugende kleine Quälgeister die sogar auch den weg ins Dachzelt gefunden haben - aber dort in einem Handstreich schnell erledigt waren und ihre Artgenossen den Mord durch das geschlossene Dachzelt beobachten durften.Auch im Dachzelt machten wir oft grosse Ohren wenn aus der Nähe oder Ferne fremdartige Geräusche zu uns drangen, oft von Menschen aber auch von Tieren aller Art; Löwen, Affen, Warzenschweine und diverse Vögel ware oft nicht zu überhören.

Was ich hier jetzt nicht geschildert habe sind Sachen wie die zeitaufwändige Reiseplanung, Koordination mit den Mitreisenden,
vorbereitung der Tagebucheinträge, Bearbeitung der digitalen Bilder. Das alles beschäftigte Rolf bis spät in die Nacht. Auch die Audiodateien, die mittlerweile eine grosse Bandbreite aufweisen, vom Eselgeschrei über Muezzinrufe bis Lagerfeuergespräche sind zu erwähnen. Allerorts und sei es mitten in der Nacht, Proland ist immer zur stelle und macht nebenher noch unzählige Diabilder. Was bleibt ist noch die Instandhaltung und Wartungsarbeiten an den treuen Fahrzeugen; immer wieder ein Ölwechsel, Abschmieren der Gelenkwellen und das obligatorische Durchschauen der Aggregate, wobei ich hierbei bestens unterstützt werde.

Auch die Temperaturen schwanken erheblich, wie man sich an hand der von uns gefahrenen Strecke denken kann Dabei hatten wir - und da sind wir uns sicher - doch meist höhere Temperaturen wie zuhause in Deutschland, was uns so manches mal die eine oder andere schweissperle kostete :-)

Um dem körperlichen Verfall vorzubeugen und fit für jede Herausforderung zu sein machten wir (auch da wieder- manche mehr, manche weniger) Dauerläufe, missbrauchten Kanister als Trainingsgewichte, Klimmzüge an Bäumen, Bauchmuskelstärkung hängend am Dachgepäckträger (Proland) und Liegestutzen bis an die unglaubliche Zahl von vierhundert (in Zahlen : 400) oder schaufelten Sand unter den Fahrzeugen weg, pumpten ewig die Räder auf nach ausgiebigen Sandtouren, usw.

Ich könnte noch ewig weitermachen mit der Berichterstattung über einen "ganz normalen Tag". Fakt ist, daß jeder Tag anders ist und immer wieder für eine Überraschung gut ist - und sei es ein Grenzübertritt der vier Stunden dauert. Auch die Anforderungen an Mensch und Material ändern sich oft, so daß es fast unmöglich ist einen "normalen Tag" zu beschreiben, aber ich hoffe ich konnt einen kleine Einblick in unseren Alltag geben. Wenn noch Fragen offen sind ........... - wir freuen uns besonders über Kommentare in unserem Tagebuch!!!!

Jetzt heisst es noch die letzte Zeit zu geniessen, denn ehe man sich versieht haben wir wieder deutschen Boden unter den Rädern, worauf wir uns aber natürlich auch schon wieder sehr freuen.

Gruss von den Weltreisenden - Juwi