Der Küste entlang bis dahin wo Deutsch gesprochen wird

Nach etwa hundert Kilometer war ich endlich aus Rio und seinen Vororten draußen und auf einer der schönsten Straßen der Welt – die BR101 – die an der „Costa Verde“ entlang führt . Schon mein erster Übernachtungsplatz lag nah an der Küste, aber noch näher war die Straße so ging es noch ein paar Kilometer weiter bis an einen etwas entlegenen Strand, hier konnte ich endlich etwas durchatmen und mich von der hektischen Großstadt erholen. Baden, lesen, am Strand entlang schlendern aber auch die Laufschuhe strapazieren waren meine Aktivitäten die nächsten Tage. Leider ist es nicht immer so harmonisch, des öfteren waren Fahrzeuge neben mir mit geöffnetem Kofferraum wo gewaltige Lautsprecher den ganzen Strand beschallten, aber bei einem Fahrzeug blieb es meist nicht und da jeder andere Vorlieben hatte gab es einen Musikmix der einfach nur nervte, einen Vorteil hatte die Lautstärke – man hörte die Motoren nicht die laufengelassen wurden.

Am nächsten Tag konnte man genau sehen wo die Gruppen oder Familien ihren Spaß hatten – da wo der Müll lag den die Flut nicht mit in das Meer entsorgt hatte. Die Straße führte oft an kilometerlangen Stränden entlang, die von den Bergen, die bis ans Meer reichten, unterbrochen wurde und auf steilen Passagen umfahren werden mußten. Paraty, einem kleinen von Kolonialgebäuden geprägten Ort stattete ich auch einen Besuch ab.

Im 17 Jahrhundert noch der wichtigste Hafen für Goldexporte wurde es im 19 Jahrhundert Kaffee der von hier in alle Welt ging und heute ist es der Tourismus der Geld in die Kassen spült. Aber noch etwas anders „spült“ in die Stadt – wenn die Flut hoch ist sind ein teil der Straßen, die mit großen Steinen ausgelegt sind, bedeckt von Meerwasser und man muß aufpassen das man keine nassen Füße bekommt bei der Stadtbesichtigung.

Um die Hafenstadt Santos machte ich einen großen Bogen, von hier gehen 50% der Exportgüter in alle Welt und 40% der Importgüter kommen hier an Land . Auf meiner Umfahrung die nahe an der 20 Millionenstadt Sao Paulo vorbei ging, gab es viele Autobahnverbindungen und ich mußte mich schwer konzentrieren in den riesigen Industrieparks um nicht den falschen Abzweig zu wählen. In Itanhaem wo ein flacher Sandstrand zum Baden einlud legte ich auf dem Campingplatz eine Pause von der Fahrerei ein. Da Wochenende war, war der Strand gut besucht und auch hier wurde mit Fahrzeugen die nahe am Strand standen die Gegend beschallt und auch Müll gab es nicht zu knapp wenn die Strände abends leerer wurden. Zum Glück war auf dem Campingplatz nicht viel los und meine Nachbarn waren nette Gesellen die mit ihrem Lastwagen auf den Feldern Ananas ernteten – so gab es dann für mich frische Ananas und das kostenlos. Etwas zügiger, ging es jetzt voran da die Straße nicht mehr in Strandnähe verlief, weiter in den Süden. Wie es sich für einen Fernfahrer gehört übernachtete ich wieder zusammen mit den LKW Fahrer an den riesigen Tankstellen bevor ich nach Morretes abbog. Hier wo auch die schönste Zugstrecke des Landes entlangführt gibt es eine Gepflasterte Straße die aus den Bergen sich zur Küste windet. Leider erwartet mich Nebel, der von der Küste die Berge hoch zog, am ersten Aussichtspunkt. Nach der Nacht zog morgens für einen Augenblick die Nebelwand auf, das war mein Startsignal, aber schon nach ein paar Kilometer in dem schönen Küstenwald steckte ich im dicken Nebel fest, auch Stundenlanges warten im Tal brachte nichts. Einen Stopp legte ich auch bei Andreas ein, den ich noch von meiner Radtour 2002 kannte. Nach einer kleinen Rundfahrt durch seine Stadt gab es beim Abendessen viel zu erzählen was seit den 15 Jahren alles passiert ist seit meinem letzten Besuch. Für ihn ging es morgens wieder in die Arbeit und für mich weiter über Joinville nach Blumenau. Blumenau wurde 1890 unter dem Deutschen Herrman Blumenau gegründet und war anfangs eine rein Deutsche Kolonie.Später kamen noch Italiener,Polen und Brasilianer dazu, dennoch war Deutsch die vorherrschende Sprache. Erst beim zweiten Weltkrieg wo Deutsch verboten wurde und Deutsche Schulen geschlossen wurde setzte sich Portugiesisch durch. Heute ist man wieder stolz auf den Einfluß der Deutschen Siedler, es gibt einige Museen über die Kolonialzeit und das entbehrungsreiche Leben zu der Erschließung des Landes. Heute findet hier das zweitgrößte Fest Brasiliens statt – das Oktoberfest, nach dem Vorbild aus München nur etwas Kitschiger. Etwas beschaulicher geht es einen Ort weiter zu in Pomerode das von Auswanderern aus, der Name sagt es schon, Pommern gegründet wurde. Hier trifft man noch auf mehr Menschen die der Deutschen Sprache mächtig sind und so aufgeräumt und sauber der Ort ist meinst man fast in Deutschland zu sein – Heimweh zu bekommen ist hier ausgeschlossen.

Datum: 15.09.2017(301 Tag) - Tachometerstand: 123265 km - gefahrene Kilometer: 25256 km / davon Europa 630 km / Südamerika 24626 km – Ort: Pomerode/Brasilien

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