Der Himmel weint mal wieder

Der Morgen in Moulay Bousselham ist trüb, sehr trüb. Fast haben wir nach einigen trockenen Tagen vergessen, daß es in Marokko auch regnen kann. Ein Fischer bietet Oli eine Tour durch die vogelreiche Lagune an. Die Aussicht auf Flamingos und andere Wasservögel ist verlockend, doch das Wetter schmeckt uns nicht, auch wenn uns der gute Mann glaubhaft versichern möchte, daß es heute nicht regnen wird. Ein Hoch auf das Bauchgefühl, noch während des Frühstücks fängt es an zu tröpfeln und das Ganze wächst sich schnell zu einem massiven Starkregen aus. Wäre interessant gewesen bei der (ausgefallenen) Vogeltour die Entschuldigung des Fischers zu hören, warum es jetzt doch und vor allem sintflutartig zu regnen beginnt.

Das schlechte Wetter spült uns weiter und wir haben Glück. Der kleine Künstlerort Asilah mit seiner sehenswerten, in weiß gehaltenen Altstadt bekommt die erste Sonne des Tages ab. Der Ort kennt ausreichend Touristen, dennoch sind die Souvenirverkäufer angenehm unaufgeregt. Etwas aufdringlicher sind schon die Drogenhändler. Das verrufene Rifgebirge (im Volksmund "Kiffgebirge") ist nicht weit, der Nachschub an Haschisch also gesichert und manche Touristen aus dem nahen Europa kommen vor allem wegen der Aussicht günstig zu Rauchen in diese Region. Das Haschisch läßt uns, passend zum Wetter, kalt, wir haben vor allem Hunger. Da muß man sich in Asilah auch keine Sorgen machen. Die Restaurants bieten Einiges für kleines Geld. Unsere Fischplatte ist dann vermutlich auch die weltweit Größte ihrer Art. Wir schmausen ausgiebig, immer unter aufmerksamer Beobachtung der in Marokko so zahlreichen Katzen.

Die Nordwestküste Marokkos ist teilweise übel verbaut, immer neue Baustellen, -ruinen verschandeln die Landschaft. Da zudem der Wind immer neue Regenwolken in Richtung Tanger schaufelt fällt uns der Abschied nach wunderbaren Wochen in Marokko nicht so schwer. Ähnlich wie bei der Ankunft habe wir auch bei der Abreise vom afrikanischen Kontinent gelinde gesagt beschissenes Wetter. Am Fährhafen kommt noch einmal der halbe Himmel herunter, fast könnte man meinen, gleich läuft das Mittelmeer über. Die Ausreise verläuft in der Neben-Reisesaison unproblematisch, nur die Schnellfähre nach Tarifa macht uns etwas Sorgen. Auf den letzten Drücker erleben wir noch einmal pures Marokko. Bei guter Stimmungslage empfindet man das Ganze herrlich unorganisiert und unkompliziert, hat man zuvor schlecht geschlafen kann einem das chaotische Treiben aber auch schnell die letzten Nerven rauben. Die Ticketverkäufer verkaufen uns in Aussicht auf ihre Provision in großer Hektik einen Platz auf der Schnellfähre ohne zu beachten, daß unser Fahrzeug mit Dachzelt eigentlich zu hoch für das Schiff gebaut ist. Der Ticketkontroletti an der Fähre meldet erste Bedenken an, bei dem Gedanken an mögliche Komplikationen (zurück zum Schalter, neues Ticket ausstellen...) knickt er aber dann wohl auch ein und winkt uns wohlwollend weiter. Auf dem Schiff angekommen können wir das Problem dann aber nich mehr länger aussitzen und rechnen schon damit vom Schiff zu "fliegen". Doch für die lässigen Einweisern ist das Alles "no problem". Wir sollen im Eingangsbereich der Fähre stehen bleiben, wo noch genügend Luft nach oben ist. Dann packt die Arbeiter aber doch der Ehrgeiz, vielleicht ist das Auto ja doch nicht so hoch wie es aussieht?! In der Mitte des Schiffes ist 2,40m Platz nach oben. Wir haben etwa 2,41m, könnte also mit viel gutem Willen passen. Die Jungs wollen uns aber partout in den 2,20m-Bereich verschieben. Oli kurbelt etwa 10min im Dauereinsatz (ein Hoch auf die Erfindung der Servo-Lenkung) und versucht die Anweisungen, die im 3-Sekundentakt auf ihn einprasseln, umzusetzen, dann ist ein Sprinkler abge- und die Dachzeltplane teilweise zerrissen und wir stehen nahezu wieder auf dem gleichen Platz wie zuvor.

Kaum mehr Zeit als unsere Einparknummer dauert dann die Überfahrt nach Tarifa (Spanien). 35min nach der Abfahrt von Tanger hat uns Europa wieder. Wir passieren in schneller Fahrt den Felsen von Gibraltar und erreichen noch am Mittag Granada mit dem Weltkulturerbe Alhambra. Die kontigierten Palastkarten sind längst schon ausverkauft, aber die schönen Gärten mit der Generalife dürfen wir noch besuchen. Bei Murcia übernachten wir auf einem muffigen Autobahnparkplatz in dessen Beschleunigungsstreifen eine Schlange liegt und sind am folgenden Tag schon in Reus um Franzi am Flughafen abzuholen. Die erwartet neben uns auch heftiger Regen. Der Mittelmeerraum erlebt das kühlste und feuchteste Frühjahr seit Jahren, u.a. schneite es ungewöhnlicherweise noch Anfang März heftig in Barcelona. Schön für das dürregplagte Spanien, die vormals fast ausgetrockneten Stauseen führen wieder genügend Wasser. Schlecht für sonnenhungrige Camper, für die schönes Wetter immer ein ganz zentrales Thema beim Reisen ist.

Mit Franzi im Gepäck düsen wir am Abend nach Barcelona. Fast sechs Wochen nach unserer unheilvollen Einfahrt nach Barcelona (siehe Mechanico, Mechanico!!!) kommen wir bei einbrechender Dunkelheit wieder über die Avenida Diagonal ins Herz der Stadt. Angespannt wie eine Stahlfeder und in nervöser Erwartung sitze ich im Auto. Ein Rollerfahrer, der sich zu nahe ans Auto bewegt oder sich gar am Reifen zu schaffen macht und ich springe panthergleich aus dem Fahrzeug und befördere ihn in tiefe Bewusstlosigkeit. Doch der Panther kann zu Hause bleiben. Ohne ungewollten Stopps wegen Trickdieben sind wir Minuten später am Plaza Rius i Taulet und treffen Lesly und Pedro.

Datum: 13.05.(Tag 43) - Tachometerstand: 255 035km - gefahrene Kilometer: 7529km / davon Europa 3325km / Afrika 4204km - Ort: Barcelona (Spanien)