Der Große Preis von Kotor

Wir bewundern noch einmal den wilden Primärwald im Nationalpark Biogradska Gora bevor wir uns auf den Weg Richtung Küste machen. Montenegro ist für seine tolle Landschaften und seine atemberaubenden Straßen bekannt. Die Strecke Kolasin zur Hauptstadt Podgorica würde in anderen Ländern touristisch ausgeschlachtet werden, hier ist sie nur eine Straße von vielen. Noch atemberaubender ist die Strecke Cetinje - Lovcen Nationalpark - Kotor. Hier spricht auch unser Reiseführer von einer der Straßen der Welt. Meernah bewegt man sich hier auf über 1600m um dann in wenigen Kilometern auf kleiner Straße grandios bis auf Meereshöhe abzusteigen. Allein 25 enge Haarnadelkurven finden sich nahe Kotor. So spektakulär die Straßenführung, so atemberaubend sind auch die "Fahrkünste" der Einheimischen. Schon beim Grenzübertritt bekommt man ein Merkblatt mit Hinweisen zur sicheren Fahrzeugführung, die man aber man vielleicht lieber an die lokalen Haushalte verteilen sollte. Keine Straße ist zu schmal, keine Kurve zu eng als daß man nicht noch überholen könnte. Kurz vor Kotor wähnen wir uns dann absolut im falschen Film. Wir wundern uns schon über die vielen Zuschauer an der Straße und die mit Autoreifen geschützten Leitplanken, da kommt uns schon ein Auto mit vollem Karacho auf unserer Straßenseite entgegen. Mit quietschenden Reifen schleudert er auf seine Seite zurück und wir sitzen mit überhohem Adrenalinspiegel entgeistert in unserem Fahrzeug. Bis wir Kotor erreichen folgen noch zwei/drei weitere Spinner, dann sind wir zum Glück von der Straße; was für ein Horrotrip. Am folgenden Tag kommt für uns die Auflösung. Am Wochenende findet auf dieser Bergstrecke (bei gesperrter Straße) ein Autorennen statt und die Teilnehmer haben vermutlich den Tag zuvor bei regulärem Autoverkehr einfach schon mal geübt. Ein Irrsinn der zum Glück ohne Totalschaden abging..

Nach der Adrenalinkur gehen wir den Folgetag ruhig an. Stadtbesichtigung von Kotor samt Besteigung der alten Festung steht auf dem Programm. Das Ganze wird dann doch wieder etwas anstrengend, da das Thermometer sich wieder im Bereich 35°C befindet und die Sicht ist leider immer noch etwas durch den typischen Dunst behindert. Das ist wirklich schade, denn das Panorama bei Kotor ist wirklich großes Kino. Der Dunst soll uns aber nicht stören, wir genießen den Rest des Tages im Meer und auf unserem Privatzeltplatz, den wir in der Nachsaison ganz für uns alleine haben.

Nachdem uns das kleine, aber sehr feine Montenegro Appetit auf mehr gemacht hat, fahren wir in das etwas größere Albanien, das mit seinen ca. 29 000km² auch noch etwa 12x in Deutschland hinenpasst. Wir folgen der touristisch extrem ausgebauten Küste Montenegros und wollen die kleine Halbinsel Sveti Stefan besuchen. Doch der kleine Fischerort ist heute als Ganzes zum Hotelkomplex ausgebaut und für Hotelgäste reserviert. Um die Exklusivität der Strandbesucher zu wahren werden einfach mal 50,-Euro Sonnenschirm-/Strandgebühr verlangt. So bleibt uns nichts anderes über, als die Superreichen aus der Entfernung zu bewundern. Bei Bar verlassen wir dann die Küstenstraße und fahren auf einem Ministräßlein ins Hinterland, wir können uns kaum vorstellen, daß hier ein Grenzübergang existieren soll. Doch siehe da nur wenig später sind wir in Albanien. Die montenegrinischen Beamten scheinen Sontagsruhe zu haben und die albanischen Kollegen arbeiten schnell und korrekt. Das ist ein angenehmer Start in einem von vielen doch etwas kritisch beäugten Land. Auch der erste Zeltplatz ist allererste Sahne, nahe Bushat quartieren wir uns für die Nacht ein. Wir staunen allerdings nicht schlecht als abends ein Nachtwächter mit Gewehr Stellung bezieht. Ob der Campingplatz wirklich in "Gefahr" ist oder der Mann nur die große Geste liebt ist uns nicht ganz klar. Noch einmal genießen wir die Sonne in vollen Zügen, bevor die mächtige Regenfront kommen soll. Wir haben uns schon auf einen Besuch der albanischen Alpen gefreut, aber die Wettervorhersage lässt uns leider umdenken.

Datum: 19.09.(Tag 33) - Tachometerstand: 263 655km - gefahrene Kilometer: 2432km - Ort: Bushat (Albanien)