Das Lied von Eis und Feuer

Unser sensationelles Wetterglück lässt uns seit der Ankunft in Irland etwas im Stich. Während wir in zehn Tagen England/Wales keinen einzigen Tropfen gesehen haben, was angesicht der Verhältnisse in Deutschland besonders bemerkenswert war, haben wir jetzt doch eher wieder Schmuddelwetter. Es regnet zwar nicht übermäßig viel, aber die Sonne ist kaum noch zu sehen. Doch das kann einen Seemann nicht erschüttern. Mit stoischer Gelassenheit ziehen wir unser Reiseprogramm durch. Ellie testet sämtliche Spielplätze von Dublin und gemeinsam inspizieren wir das Zentrum der irischen Hauptstadt. Coolerweise können wir am Ende des Tages auch noch einem Hurlingspiel der lokalen Jugend beiwohnen. Schon etwas gewöhnungsbedürftig für Festlandseuropäer dem vielleicht schnellsten Mannschaftssport der Welt zuzusehen.

Dann zieht es uns aus der Großstadt wieder raus in die Natur, die grüne Insel wartet auf Erkundung. Doch bevor wir unsere Nase zu tief in die Landschaft stecken gibt es erst noch einmal Kultur satt. Wir besuchen die Welterbestätte von Newgrange, ein über 5000 Jahre altes Hügelgrab aus der Jungsteinzeit und nehmen im Doppelschlag auch gleich noch die Klosterruinen von Mellifont Abbey mit. Doch dann stoßen wir auch schon wieder an die Grenzen des kleinen Inselstaates. Irland ist mit seinen ca. 70.000km² in etwa so groß wie Bayern und wir schon wieder, ehe wir uns versehen, im nächsten Land. Die Grenze nach Nordirland ist kaum wahrzunehmen, doch genauer hingesehen ist hier doch einiges anders. Wir sind wieder im United Kingdom und damit zurück bei Pfund und Meilen und vor allem bei der Brexit-Diskussion, die hier Tag für Tag die Medien beherrscht. Das andere zentrale Thema ist natürlich die EURO 2016, die gerade beginnt und für die sich Nordirland zum allerersten male in ihrer Fußballgeschichte qualifiziert hat. Laut Aussage unseres Gastgebers erwartet man vom eigenen Team keine Wunderdinge und möchte sich nur mit Anstand präsentieren. Bei der Brexit-Diskussion ist nach seiner Meinung der Großteil der Nordiren für einen Verbleib in der EU. Er selbst nennt das interessante Argument, dass nur innerhalb der EU eine ehrliche Aufarbeitung des Nordirlandkonflikts möglich wäre, der bis Ende der 90iger-Jahre das Land gezeichnet und hunderte von Todesopfer gefordert hat.

Außer dem Nordirlandkonflikt, dem Namen der Hauptstadt (=Belfast) und vielleicht noch des UNESCO Welterbes Giant´s Causeway gehen mein Nordirlandkenntnisse bedrohlich gegen null. Gut zu lernen, dass man viele Ecken des Landes schon gesehen hat, ohne es zu wissen, denn in Nordirland wurden und werden viele Szenen der bekannten Serie Game of Thrones (basierend auf dem Roman "A Song of Ice and Fire") gedreht. Wir stolpern teilweise beabsichtigt, aber auch zufällig in sechs Drehorte davon. Die mit Abstand schönste Lokation sind die sogenannten "Dark Hedges". Laut Infotafel eine der fünf schönsten Baumtunnel der Welt; schon interessant was es alles für Ranglisten und Rekorde gibt. Auf die "Dark Hedges" sind wir übrigens durch das Panini-Klebealbum zur EURO 2016 aufmerksam geworden, in dem zu jeder teilnehmenden Nation landestypische Bilder abgebildet sind. Ein Hoch auf Panini-Alben an dieser Stelle.

Neben den Dark Hedges schauen wir unter anderem auch noch am Ballintoy-Harbour und bei der Carrick-a-Rede Ropebridge vorbei, wo Ellie tapfer in 30m Höhe die wacklige Hängebrücke überquert. Auch hier wurde wurde munter für Game of Thrones gedreht. Spannend ist auch das Detail, dass unsere Landlady in Cushendall die Ex-Schwägerin von Cersei Lennister (GoT-Fans wissen Bescheid) ist. Nach so viel Serienrummel sind wir dann aber wieder voll auf UNESCO-Kurs und steuern das Welterbe "Giant`s Causeway" an.

Datum: 11.06.2016 (Tag 20) - Tachometerstand: 84256 km - gefahrene Kilometer: 2623 km - Ort: Ballintoy (Nordirland)