Bye Bye Balkan

Die Entscheidung die einsamen Berge links liegen zu lassen fällt uns nicht leicht, ist aber sicher die richtige, immer bedrohlicher baut sich die Wolkenwand auf. Doch die Berge (und Teile der Küste) sind Albaniens Trumpf. Der Reiseführerverlag Lonely Planet hat Albanien ja als das nächste "große Ding" bezeichnet und in der Rangliste "Reiseziel 2011" sogar auf den ersten Platz gesetzt. Denn unsere Route kann er nicht gemeint haben. Die Fahrt Richtung Süden vorbei an Tirana, Durres und Lushne ist mühsam und wenig sehenswert. Heillos verbaut ist die Küstenebene und in Sachen Müllentsorgung besteht leider auch noch etwas Aufklärungsbedarf. Dafür ist das UNESCO-Welterbe Berat eine angenehme Station. Eine sehenswerte Altstadt und eine Top-Unterkunft (wir haben aus Wettergründen den Campingplatz mit dem Hotelzimmer getauscht) erwarten uns.

Eine Nacht verbringen wir in Berat, dann treibt uns das schlechte Wetter weiter. Dauerregen setzt die Straßen unter Wasser und macht das Fahren unangenehm. Problematisch wird die Fahrt dann hinter Elbasan. Steinschlagschilder verkünden Ungutes. Doch wo man anderswo nur die Schilder sieht und in den seltensten Fällen einen Stein persönlich trifft ist hier die Welt umgekehrt. Der erste, sintfluartige Regen nach etwa drei Monaten Trockenheit löst die Steine nur so aus den Felswänden. An dutzenden Stellen liegen fußballgroße Felsbrocken auf der Fahrbahn und dreimal erleben wir es live, daß direkt neben uns die Steine auf die Straße fallen. Wir sind nicht ganz unglücklich als wir nach anstrengender Fahrt den Ohridsee und damit Mazedonien erreichen. Das wetter ist hier nicht besser, aber illegale Müllentsorgung kostet laut dem Infoblatt der Grenzer 50,-Euro Strafe und dementsprechend sieht es entlang der Straße gleich etwas harmonischer aus. Unter anderem verbietet das Infoblatt auch noch "Fahrzeuge mit 10 Metern Abstand von Mülltonnen abzustellen" (Originaltext!!), was wir dann auch tunlichst vermeiden.

"Nur wer Ohrid gesehen hat, hat Mazedonien gesehen" verspricht der Reiseführer, was wir gerne glauben, da der Ort mit seiner Altstadt, der Festung und den Kirchen sehr ansehnlich ist. Das gleiche gilt wohl auch für unsere Unterkunft, die auf ihre Art sehr eindrücklich ist. Um Mitternacht gibt es dann auch noch tumultartige Geräusche aus dem Nachbarzimmer, die offen lassen ob hier gerade eine Person entführt wird oder eine mittlere Schlägerei im Gange ist.

Nach drei Tagen mit Niesel- bis Starkregen schlägt das Wetterpendel wieder in Richtung Sonnenschein um , doch man soll ja gehen wenn es am schönsten ist und zudem steht das Reiseende direkt bevor. Eine lange Heimfahrt trennt uns jetzt nur noch von Deutschland. Gemeinsam fahren wir mit Juwi noch bis Belgrad, dann biegt er Richtung Rumänien/Slowakei ab. Birne steigt bei uns ein und wir irren noch bis Zagreb durch die Nacht bevor wir eine Bleibe finden. Kurz vor Zagreb spielen wir dann auch noch Pannenhelfer. Mitten in der Dunkelheit stehen ein paar Personen ohne Warnweste und -dreieck und geben uns Zeichen. Mit geplatztem Reifen sind sie in die Leitplanke gerauscht. Dabei haben sie vermutlich eine Radschraube so beschädigt, daß sowohl ihr als auch anschließend mein Werkzeug in die Knie geht. Mit verbogenem Schlüssel muß ich die Mannschaft leider in der Finsternis stehen lassen. Wenigstens können sie mir versichern, daß sie per Handy Hilfe angefordert haben.

In Bled (Slowenien) machen wir einen letzten, ausgiebigen Stopp und geniessen Sonne und See, dann ist unsere Urlaubsuhr wirklich abgelaufen. In einem Husarenritt queren wir die Alpen um knapp vierzig Tage nach Abreise früh morgens wieder in der geliebten schwäbischen Heimat zu landen.

Datum: 24.09.(Tag 38) - Tachometerstand: 265 746km - gefahrene Kilometer: 4523km - Ort: Esslingen (Deutschland)