„Du warst vor zehn Jahren schon mal hier“, sagte der albanische Grenzbeamte, nachdem er meine Daten in seinen Computer eingegeben hatte. „Ja, sogar am gleichen Grenzübergang“, lachte ich zurück und nach der kurzen Rückfrage wohin die Reise geht, durfte ich schon weiter.
Das war erst Gestern und jetzt bin ich schon mitten in den albanischen Bergen. Nach dem Ende des Teerbelages ging es ganze 10 Stunden in "Spielstraßengeschwindigkeit" über die gefühlt schlechteste Straße meines Lebens. Dank des Gewitters habe ich kaum Berge gesehen, dafür durfte ich einige Felsbrocken aus dem Weg räumen, die der Regen wohl freigespült hatte. Die Steinschlaggefahr war hierbei nicht unerheblich, daher hatte ich immer etwas Angst. Aber jetzt erst einmal zum Anfang!
Ich wollte in die Wärme, etwas erleben und meinen neuen Toyota ausprobieren. Marokko ging wegen fehlender Fährverbindungen leider nicht, also habe ich mich für Albanien entschieden. Dort wurden wir das letzte Mal mit viel Regen empfangen, nun hatte ich die Hoffnung das es dieses Jahr etwas besser wird! Flott ging es über das verschneite Slowenien nach Kroatien, aber auch hier besserte sich das Wetter erst bei den Krka Wasserfällen, die ich mir mit nur wenig Touristen teilen musste. Zurück im Landesinneren und über die Grenze nach Bosnien fuhr ich nach Mostar. Die Altstadt, die wiedererrichtete Brücke, aber auch ein Museum über den Krieg und auch den Völkermord, standen auf meinem Programm. Noch lange beschäftigte mich das Gesehene und Gelesene aus dem Museum, an was ich mich zum Teil noch aus meiner Jugend aus den Nachrichten erinnern konnte.
Schon etwas orientalisch wurde ich durch das Rufen vom Muezzin geweckt, bevor die Reise weiter ging. An der wohl schönsten Stadt Kroatiens, in Dubrovnik, machte ich nochmal halt und wärmte mich auf, bevor ich abermals in die Berge abbog. Kaum hinter der Grenze der "Repulika Srpska" war an ein Austreten im Gebüsch nicht zu denken, was aber eigentlich nötig war, nach der langsamen Abfertigung an der Grenze. Schilder, die vor Minen warnen oder gar einfach ein rotes Tuch, an einen Zweig gebunden, verhindern das zwangläufig, wenn einem das eigene Leben lieb ist. Im Durmitor Nationalpark in Montenegro wollte ich mir beim Wandern etwas die Füße vertreten. Aber der Neuschnee auf der vorhandene Schneeschicht überzeugten mich dann doch, nach dem Frühstück, den Motor zu starten und die Räder Richtung Küste einzuschlagen. Aus Schnee wurde Regen und Nebel was die wunderschöne Taraschlucht nicht ganz so gut aussehen ließ. Aber auch der viele Müll, der überall am oder im Fluss zu sehen war, hat mir etwas die Laune verdorben.
Der letzte Halt vor Albanien war Kotor. Die schöne Altstadt mit all ihren Katzen hat mich wieder etwas besänftigt oder war es gar das Bier am Abend mit Blick auf den Fjord? Jetzt sitze ich im Auto, schreibe den Bericht und habe ein klein bisschen Hoffnung, dass das Wetter sich etwas bessert. In den kurzen Augenblicken, in denen ich die Berge, die tiefen Täler mit ihren blau schimmernden Flüssen oder auch die einsamen Berghöfe gesichtet habe, war es schon etwas Besonderes in dieser Abgeschiedenheit in der ich mich gerade bewege!
Kurz vor Theth/Albanien 2141 KM