Den schönen Olympic National Park besuchte ich an zwei Stellen. Bei meinem ersten Besuch wanderte ich den "Hoh River Trail" etwas ab. Wie der Name schon sagt, folgte der Pfad dem Hoh River. Auch hier waren es die herrlichen Wälder, der kristallklare Fluss und ab und an die Aussicht auf die umliegenden Berge, die mich in ihren Bann zogen. Man erblickt oft die Baumriesen noch, während in den Baumplantagen nur noch die gewaltigen Baumstümpfe stehen, die man häufig von der Straße aus sieht.
Bei meinem zweiten Besuch in dem Nationalpark, folgte ich der Straße hoch hinauf in die Hurrican Ridge. Von einem Einheimischen bekam ich Tags zuvor noch den Tipp früh morgens zu gehen, da das Visitor Center abgebrannt sei und durch die Baumaßnahmen nur wenige Parkplätze zur Verfügung standen. So passierte ich die Schranke zum Nationalpark bereits, als noch niemand die Autos kontrollierte. Zu Fuß ging es zum Mount Angeles und weiter bis auf einen Bergsattel, der mir eine herrliche Aussicht auf Port Angeles und auch auf Vancouver Island bot.
Mein Versuch am Nachmittag wieder von der Halbinsel auf das Festland zu wechseln, musste ich wegen der völlig ausgebuchten Fähre aufgeben. So schlenderte ich durch das sonnige Port Townsend und suchte mir einen Parkplatz, wo ich unauffällig die Nacht verbringen konnte, bevor ich morgens um sechs am Fähranleger stand.
Bei der kurzen Überfahrt nach Keystone verringerte die Fähre sogar wegen eines Delfins die Geschwindigkeit, damit der Meeressäuger nicht gestört wurde. Leider bekam ich keinen der hier heimischen Orcas zu Gesicht und so legten wir im Regen am Festland an. Ab jetzt, so hatte ich es geplant, war das Wandern erst einmal vorbei und Fahren war angesagt. Die Einreise nach Kanada war schnell und unkompliziert und zügig ging es auf dem Freeway nach Vancouver.
Von einem Landcruiserfahrer, den ich in Zentralamerika getroffen hatte, hatte ich eine Adresse einer Werkstatt bekommen. Da mein Land Cruiser Modell hier nur importiert wird, um in Mienen Untertage zu arbeiten, war der Besitzer hocherfreut einen mit Straßenzulassung zu sehen. Nachdem ich all die Modifikationen erklärt hatte und er einige Bilder gemacht hatte, ging es endlich auf die Hebebühne. Der Ölwechsel war schnell gemacht und schon war ich wieder auf der Straße.
Nach einer regenreichen Nacht bei einem Golfplatz, nahm ich schnell Abschied von Vancouver. Dem "Trans Canada Highway" folgend, passierte ich viele Stellen, die mir noch gut in Erinnerung waren von meiner Radtour 2008. Am Rogers Pass und dem Kicking Horse Pass werden die Berge, von der Schneelast und der drohenden Lawinengefahr im Winter, mit Haubitzen befreit. Jetzt waren die Berge meist in Wolken gehüllt, aber schon alleine das, was sichtbar war, gefiel mir ganz gut.
In Lake Louise, einem "der Hotspots" im Banff National Park, war es schwierig einen Parkplatz zu bekommen. An dem namensgebenden See und dem berühmten Hotel dazu, war es dann wirklich so voll mit Touristen, wie noch nie auf meiner Reise. Zügig machte ich eine Wanderung an zwei nahegelegenen Seen und trat den Rückweg an, in den Ort, in dem das Auto stand. Bei strömendem Regen und tiefen Temperaturen, ging es über den Bow Pass, immer weiter in den angrenzenden Jasper National Park.
Hier zeigt sich Kanada von der Seite, die man in Europa kennt - hohe Berge, türkisfarbene Seen, die in den weiten Tälern von Flüssen gespeist werden, umgeben von Nadelwäldern. Im Nationalpark ist es eigentlich, auf nicht ausgewiesenen Plätzen, nicht erlaubt zu übernachten, aber der Starkregen, die einsetzende Dunkelheit und die nicht einsehbare Stelle, bekräftigten meinen Entschluss, es trotzdem zu tun. Kurz vor dem Columbia Icefield und den daraus entspringenden Gletschern wurde das Wetter etwas besser und so konnte ich wenigstens hier die Gletscher bestaunen. Nach einem kurzen Stopp in Jasper, das ähnlich wie Lake Louise voll mit Touristen war, sah ich meinen ersten kanadischen Bären, bevor ich am Folgetag bei Sonnenschein die Reise fortsetzte. Kurz nach dem schneebedeckten Mount Robsen, mit seinen 3954 m, der in der Sonne strahlte, wurde der Verkehr schlagartig weniger und die Landschaft veränderte sich. Die Straße führte durch ein weites Tal und war oft auf weit hin sichtbar. Jetzt, bei gutem Wetter, dachte ich etwas wehmütig an die Radreise und diesen Abschnitt. So ließ ich mir es auch nicht nehmen, wieder etwas zu radeln. Kaum auf dem Rad sah ich zwei Kojoten, die meinen Weg kreuzten. Als mich dann auch noch eine Biene in den Hals stach und überraschend ein Gewitter aufzog und mich schön nass machte, war ich fast wieder froh am Auto zu sein!
Fraser River/ Kanada - Britisch-Kolumbien 30.07.2023 - Tag 257 der Reise Kilometer mit dem Rad: 4453 km Mit dem Auto: 22377 km