Ab nach Agadez

Mit 25 Jahre alten Federn und gebrauchten stoßdämpfern haben wir das Krötle flottgemacht. Jetzt schnurrt es wieder Richtung Osten. Kurz vor Birni N´Konni hat es sich dann aber schon wieder ausgeschnurrt. Polizei, Gendarmerie, oder vielleicht auch Militär, in diesen Ländern ist der Unterschied oft schwer auszumachen, versperrt uns den Weg. Unsere Papiere sind scheinbar nicht vollständig, wir müssen mit zur Wache. Auf dem Weg dorthin springen uns mehrere mit Trichter bewaffnete Gesellen fast ins Auto. Der lebhafte Grenzort zu Nigeria ist für den Schmuggel von Treibstoff bekannt, der hier in zweifelhafter Qualität von oft noch zweifelhafteren Personen in Kanistern angeboten wird. Das Problem mit der Polizei löst sich nach dem Besuch der Wache in Wohlgefallen auf und nachdem die Tankstellen alle keinen Diesel haben, wir uns auch keinen an der Strasse eintrichtern lassen wollen, hält uns nichts mehr in Birni. Es geht wieder zurück auf die Strasse.

Bis Tahoua ist das Asphaltband in gutem Zustand. Da auch die Konvoipflicht für die Strecken zwischen Niamey und Agadez entfallen ist, lässt sich ein guter Schnitt fahren. Tahoua ist die viertgrößte Stadt im Niger, was bei etwa 70 000 Einwohnern aber nicht so arg viel heißen muss. So gestaltet sich die Suche nach Treibstoff als sehr schwierig. Erst bei der fünften Tankstelle und mit der Hilfe von zwei ortskundigen Treibstoffsuchern, die im Auto mitfahren, erhalten wir das kostbare "gasoil" (=Diesel).

Weiter geht es im gestreckten Galopp nach Abalak und dort durch die etwa fünfzigste Kontrolle seit Niamey. Die Kontrolle läuft, wie gehabt freundlich. Auch diese Beamten etragen mit Fassung unsere Ablehnung ihrer Geschenkwünsche und lassen uns ziehen. Den Abend verbringen wir in der "Wildnis" hinter Abalak. Unser Nachtplatz bleibt, wie so oft in Westafrika, nicht unentdeckt. Schnell sind ein paar Hirtenkinder zur Stelle. Diese trauen sich ob der wilden, weißen Männern mit ihren zotteligen Bärten kaum heran. Das erste Kind läuft auch schon lautschreiend davon. Die Anderen werden für ihren Mut sich den Toubabs, bzw. Babous zu nähern mit einem Luftballon belohnt. Proland muß erst noch eine Gebrauchsanleitung geben, sehen die Kleinen doch zum ersten mal in ihrem Leben echte deutsche Luftballons. Auch die Aufnahmeversuche mit dem Diktiergerät (siehe Anhang) gestalten sich zuerst schwierig. Unsere neuen Freunde kennen zwar mittlerweile Luftballons, aber Diktiergeräte sind ja wieder eine andere Sache. So versuchen sie am Anfang das Mikro abzulutschen und zu verschlucken; zum Glück hängt es an einem Kabel.

Kurz vor Agadez erwarten uns noch einmal mächtige Schlaglöcher, dann ist die legendäre Stadt am Fuß des Air-Gebirges erreicht. Von hier kann man die Königin der Wüsten, die Tenere, erreichen. Von hier starten die mächtigen Wüstenschiffe, vollgepackt mit Immigranten Richtung Libyen. Bis zu 150 Menschen drängeln sich auf den riesigen LKWs, die hunderte von Kilometer auf sandigen Schmugglerpisten unter die Räder nehmen. Die Stadt lebt und pulsiert, anders wie ihr malisches Äquivalent Timbuktu. Doch die einst bei Touristen und Autoschiebern so beliebte Stadt hat sich noch nicht von den Tuareg-Unruhen der letzten Jahre erholt. Auf dem mehrere Fußballfelder großen Zeltplatz stehen unsere beiden Daimlers mutterseelenallein. Ein wunderbarer Ort der Ruhe. Hier tanken wir Energie für die anstehende Durchquerung der Sahara.

Datum: 05.02.(Tag 121) - Tachometerstand: 61 843km - gefahrene Kilometer: 14 811km (davon 11 210km in Afrika) - Ort: Agadez (Niger)

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