Kiew und Tschernobyl

Von wegen schnell Scotty einsammeln. Pünktlich um kurz kurz nach Mitternacht sind Oli und ich am Stadtflughafen von Kiew. Das Gebäude platzt aus allen Nähten, es ist Ferienbeginn und viele wollen heute Nacht noch nach Süden. Doch nicht nur der rege Flugverkehr, sondern auch das schlechte Wetter sorgen für Verzögerungen. Scottys Flug soll jetzt erst um 2:30Uhr ankommen. Also, abwarten und Pivo trinken. Doch als wir gegen 2:40Uhr wieder bei der Ankunft erscheinen ist von Scotty immer noch keine Spur. Sein Flug ist gar eigenartig rot markiert. Wir machen uns bei der Info schlau. Das Ergebnis: seine Maschine musste bei dem heftigen Gewitter abdrehen und ist nach Warschau zurückgeflogen. Na super, d.h. wir können auch wieder abdrehen. Raus zu den Taxis, den offiziellen Taximan nach einem Transport befragen und dann schnell zurück ins Hotel. Der fordert den sagenaften siebenfachen Preis des Normalbetrags und geht auch keinen Cent davon runter. Raus aus dem Flughafen und an der Straße ein Taxi stoppen fällt bei dem sintflutartigen Regen auch raus. Netterweise organisiert uns dann ein Flughafenangestellter ein Ruftaxi und für kleines Geld geht es in die Stadt.

Am folgenden Tag kommt Scotty nach seiner Odyssee mit etwa 14h Verspätung tatsächlich an und kann sich in unserem feinen Hotel von den Strapazen erholen. Unsere renommierte Unterkunft (direkt neben dem Finalstadion der diesjährigen Champions League gelegen) besitzt neben Restaurant und Bar übrigens auch ein Striplokal, was wir aber erst nach eindeutigen Hinweisen einer netten und attraktiven Dame am dritten Tage unseres Aufenthaltes entdecken.Vorher muss leider Oli schon wieder gen Heimat abreisen und mit Scotty geht es dann alleine auf die Tagestour nach Tschernobyl.

Die ganztägige Führung nach Tschernobyl und Prybiat ist sensationell gut und spannend. Unser Führer Dennis spricht ein hervorragendes Englisch und alle Formalitäten sowie das ganze Programm (incl. Kantinenessen unweit des berühmten Sarkophags) sind bestens organisiert. Dabei ist der eigentliche Ort des Unglücks, der vom zweiten (frischerbauten) Sarkophag versteckte Reaktor fast schon weniger beeindruckend wie die vielen zugewachsenen Geisterstädte und die Geschichten, die sich dahinter verbergen. Höchst interessant ist auch die Antennenanlage DUGA I mit der die Sowjetunion einen Erstschlag der Amerikaner mit Interkontinentalraketen rechtzeitig erkennen wollten. Immer dabei haben wir einen Geigerzähler, der uns durch verstärktes Piepen auf mögliche Strahlung hinweist. Während des ganzen Tages nehmen wir dabei aber nicht mehr Strahlung auf als während einer einstündigen Reise mit dem Flugzeug.

Ähnlich bewegend wie Tschernobyl sind auch die Ausstellungen am Maidan. Der berühmte Platz liegt nur unweit unseres Hotels und wenn nicht unzählige Denkmäler und Informationstafeln darauf aufmerksam nachen würden, dass hier die Ukraine vor vier Jahren knapp vor einem Bürgerkrieg gestanden sind, so würde es man der wunderschönen und gut gepflegten Anlage nicht ansehen.

Datum: 02.07.2018 (Tag 9) - Tachometerstand: 318.018 km - gefahrene Kilometer: 2041 km / davon Russland 0 km - Ort: Kiew (Ukraine)

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