Viel Rauch um nichts

Nach unserer ersten deutschen Station in der Uckermark führt uns der Weg ins nahe Berlin um unser ohnehin schon volles Bussle bei der Verwandtschaft noch etwas voller zu machen. Ohne Probleme verschwindet ein Schreibtisch, zwei riesige Bilder und ein Diener im Bauch des Fahrzeugs. Gut beladen geht es anschließend in den Thüringer Wald nach Ziegenrück. Hier, knapp hinterm Mond, haben wir den krassen Kontrast zur hektischen Hauptstadt. Die Zeit scheint im Saaletal etwas stehengeblieben zu sein, was sich auch am leicht antiquierten Kaugummiautomaten ablesen lässt (der immerhin aber auch schon Eurocent akzeptiert und tatsächlich auch noch funktioniert, auch wenn die schwer kaubaren Gummis scheinbar aus dem letzten Jahrhundert stammen). Genau der richtige Ort um am Ende der Reise noch einmal richtig durchzuschnaufen. Unsere Übernachtungslokalität ist auch sehr gut gewählt. Wir kommen in dem von Franzi und Oli liebevoll renovierten Ferienhaus unter (siehe - Die kleine Auszeit).

Durchschnaufen, den Gastgebern zu Liebe ab und an den Garten gießen (auch in Thüringen war der Sommer überaus trocken) ist uns aber auf Dauer zu wenig. Es muss noch etwas Sport her. Wir entscheiden uns auf der gestauten Saale noch eine kleine Kayak-Tour zu machen. Zwei Kilometer sind es bis zur Bootsablegestelle, eine Kleinigkeit für unseren weißen Dauerläufer sollte man meinen. Doch heute qualmt er fieser als fies. Dichte weiße Schwaden begleiten uns bis zur Saale. Ist der Motor/die Zylinderkopfdichtung im Eimer? Die schöne Bootstour ist leicht getrübt, da unsere Gedanken um unseren treuen Wegbegleiter kreisen. Nach der Bootstour qualmt das Auto nicht mehr ganz so massiv, aber die Sache ist noch nicht ganz echt. Wir entscheiden in Pößneck ein Autohaus aufzusuchen. Als wir Pößneck erreichen hat das Bussle (sei es wegen der gestiegenen Motortemperatur?) komplett ausgequalmt. Der Motor läuft ruhig und auch der Techniker kann nichts auffälliges finden.

Wir entscheiden uns die Weiterfahrt zu wagen, wollen aber zuerst abseits der Autobahn auf der Landstraße weiterbummeln. Das ist hier im Hinterland mühselig aber landschaftlich mehr als reizvoll. Wir kreuzen den Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und schauen beim Rennsteig vorbei. Am Abend erreichen wir Bamberg. Freude über den schönen Anblick der wunderschönen Altstadt paart sich mit der Erleichterung, dass unser Mobil rauchfrei läuft wie ein Einserle.

Bamberg soll den Abschluss unserer schönen Osteuropatour bilden. Dafür ist die Stadt mit dem (laut Wikipedia) "größten unversehrt erhaltenen historischen Stadtkerns Deutschlands" perfekt geeignet. Gibt es dort doch das wunderbare Maxbier, mein Lebenselixier (kleiner Gag für Insider), wurde Bamberg im gleichen Jahr wie meine "Heimatstadt" Maulbronn auf die Welterbeliste der UNESCO berufen und das erste von uns erstellte 3000er-Puzzle war ein Bild der besagten Altstadt. Jede Menge triftige Gründe also die Stadt toll zu finden. Zudem habe ich den letzten Besuch der Stadt (zusammen mit unserer damaligen Band puretonic) gut in Erinnerung, als wir damals in kurzer Zeit unsere gesamte Bandgage (die wir eben erst beim dortigen OpenAir verdient hatten) im Ausgehviertel. durchbrachten. Besagte Kneipe konnte ich beim ersten Bummel übrigens gleich wiederfinden.

Bamberg war auch dieses mal wieder eine Reise wert und auch Isabel und Ellie kamen auf ihre Kosten. Aber alles hat ja bekanntlich ein Ende, auch unser Urlaub. So schnurrten wir am letzten Tag mit Zwischenstationen bei der Verwandtschaft in Crailsheim und Wendlingen und einem kurzen Stopp bei Ellies eniäugigem Pony Joschie zurück nach good old Esslingen. Witzigerweise gab es gleich nach der Heimkehr noch einmal technische Probleme. Allerdings war nicht das weiße Wiesel das Problem, sondern unser Passat, den wir fürs Ausladen zur Seite stellen wollte machte Mucken und sprang nicht an. Doch alles halb so wild, kurz das Überbrückungskabel gezückt und vom treuen Bussle die Batterie angezapft, dann war auch dieses Problemchen gelöst.

Home sweet home. Wir sind wieder daheim und machen jetzt wieder Platz im Weltreisenden-Tagebuch für Wallie und Falco und freuen uns auf weitere Berichte aus Nordamerika.

Datum: 17.08.2018 (Tag 55) - Tachometerstand: 324398 km - gefahrene Kilometer: 8421 km / davon Russland 2095 km - Ort: Esslingen (Deutschland)

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