3.000er-Tour im Ötztal

Das vorletzte Augustwochenende verspricht schönes Bergwetter und so macht sich eine Truppe ehemaliger Pfadis auf, 3.000er-Gipfel zu erstürmen. Es ist schon Tradition, dass wir uns einmal im Jahr im Gebirge treffen. So kommen denn Freunde (ehemals alle aus Esslingen) aus Münsingen, Berlin, Köln, Esslingen und Reutlingen zusammen. Außer den zwei „Flachländern“ sind alle trainiert und haben an den beiden Wochenenden zuvor auf weiteren Bergtouren fleißig rote Blutkörperchen gesammelt, damit uns die Höhe keinen Strich durch die Rechnung macht.

Wir fahren früh am Donnerstagmorgen gen Ötztal in Österreich. Dort wollen wir 3.000er-Gipfel besteigen und die Gletscherwelt drum herum genießen. Geplant ist, dass wir von Vent, dem kleinen Örtchen und Ausgangspunkt unserer Tour auf 1.895 m, bis zur Similaunhütte auf 3.019 m steigen. Da wir aber leider unterwegs im Stau stecken, kommen wir spät los, so dass wir um den Fundort und eine kleine Ausstellung Ötzis nahe der Similaunhütte drum herum kommen. Wir übernachten in der 600 m tiefer liegenden Martin-Busch-Hütte. Für einen kurzen Spaziergang oberhalb der Hütte reicht es abends auf jeden Fall noch, bevor wir uns in der gerammelt vollen Hütte fast schon um unser Abendessen prügeln müssen. Wir verziehen uns schnell in den Winterraum nach unten, um dort zu essen, da die Gaststube oben keine freien Sitzplätze mehr zu bieten hat. Und wer mal sitzt, der sitzt lange in der Hütt’n!

Der nächste Tag verspricht recht warm und sonnig zu werden. Ideal für unseren ersten Gipfelsturm. Steil geht es gleich bergauf und der Gipfel des Seikogels (3.355 m) wird erklommen. Aufgrund der mächtigen Gletscher rund herum und auch derer, die schon weit zurück gegangen oder leider gar nicht mehr vorhanden sind, ist die Landschaft recht karg und felsig. Sie gleicht einer Mondlandschaft, die aber durch die vielen Gletscherzungen fürs Auge aufgelockert wird. Das letzte Stück kurz vor dem Gipfel ist eine wahre Kletterei über große Felsbrocken. Aber dann stehen wir oben und haben eine grandiose Aussicht auf einige der Ferner (Gletscher), zum Hochjoch- und zum Niederjochferner (Ötzis Fundort) und zum Marzellferner. Hinunter geht es auf der anderen Seite wieder über einen schmalen Grat und weiterhin über Felsen. Dafür geht es seitlich vom Hochjochferner hinab und weiter unten begehen wir nur ein kurzes Stück des Gletschers. Vorsicht ist geboten!

Inzwischen zieht der Himmel zu und es wird recht windig und nebelig. Wir sehen in der Ferne und in der Höhe unser Tagesziel, das Hochjochhospiz auf 2.412 m. Eine nette und kleine gemütliche Hütte wartet auf uns. Wir müssen erst noch entlang einer beeindruckenden Felsschlucht recht weit hinunter, um dann auf der anderen Seite wieder nach oben zu steigen. Wir kommen gerade noch rechtzeitig, bevor der erste Platzregen und dann auch nachts der Schneefall losgehen. Von wegen schönes Wetter ...

Am nächsten Morgen geht es quasi im Blindflug gen Breslauer Hütte auf 2.844 m. Eigentlich hatten wir geplant, ein Stück am Kesselwandferner hochzulaufen bzw. den Hintergrasleckgipfel mitzunehmen. Aber bei dem Nebel hat das einfach keinen Wert. Wir laufen bis zur Breslauer Hütte durch. Dieser Tag ist dann sozusagen der „Ausruhtag“ unserer gesamten Tour. Nachts schneit es wieder, aber am nächsten Morgen begrüßt uns strahlend blauer Himmel, vom Neuschnee überzuckerte Berge und wiederum weitere Gletscher. Kalt ist es natürlich nach einer Schneefallnacht. Aber durch die Sonne wird es recht schnell wärmer und auch die paar Zentimeter Neuschnee schmelzen auf einer gewissen Höhe.

Das Wetter wechselt an dem Tag ständig – Nebel zieht hoch, die Sicht verschwindet, es zieht auf, strahlender Sonnenschein und herrliche Sicht. Alles ist drin. Wir nehmen unterhalb einer Gletscherzunge den Weg auf das Wilde Mannle auf 3.023 m in Angriff. Durch den noch liegenden Neuschnee ist es nicht ganz ungefährlich: schmale Wege, glatt und rutschig, es geht neben den Wegen gleich steil bergab und zum Gipfel stehen noch Kletterpartien an, die aber Gott sei Dank mit Drahtseilen gesichert sind. Auf dem Gipfel erwartet uns eine tolle Aussicht. Vor allem auf den Gletscherpanzer, den wir unterhalb auf unserem Weg gequert haben. Auch ins Tal in Richtung Vent und ins Niedertal sieht man gut, wo wir drei Tage zuvor gestartet sind.

Weise Voraussicht war es, gleich frühzeitig aufzubrechen, denn als wir vom Wilden Mannle bergab klettern, kommt uns eine ganze Armada Gipfelstürmer entgegen. Vom fast gehbehinderten Senior bis zum Zehnjährigen – alle wollen auf den Gipfel. Das kommt vor allem daher, dass unterhalb des Mannles die Bergstation des Venter Sessellifts endet, so dass man von dort aus quasi einen Sonntagsspaziergang auf den Gipfel machen kann. Das nutzen viele. Wir wandern derweil steil wieder bergab ins Tal nach Vent. Das tolle Wanderwochenende begießen bzw. feiern wir auf unserer Rückfahrt bei Riesenschnitzeln im Allgäu.

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